Fast jede im Baugewerbe tätige Transportunternehmung hat sich bei der letzten Fahrzeugbeschaffung intensiv damit auseinandergesetzt, ob nun für den eigenen Fuhrpark ein Solo-Fünfachser oder
eine Sattelzugmaschine (4x2 oder 6x4) mit Kippauflieger das bessere oder wirtschaftlichere Fahrzeug sei. Der vordem auf dem Schweizer Baufahrzeugmarkt etablierte Vierachser ging dabei in den Überlegungen vieler Transportunternehmer unter.
Nun sind bereits einige Jahre vergangen, seitdem die ersten Fünfachskipper die Schweiz im Sturm erobert haben und zugleich viele neidische Blicke aus dem Ausland auf sich gezogen haben. In der Zwischenzeit besteht jedoch auf einigen Baustellen oder Kiesgruben für Solo-Fünfachser wie auch für Kippsattel-Auflieger ein Fahrverbot. Zu hoch sind anscheinend die verursachten Schäden oder zu häufig mussten Fahrzeuge mit viel Aufwand wieder zurück auf befestigte Strassen gezogen werden. An solchen Orten kommt der bestens bekannte und über viele Jahrzehnte bewährte Vierachser wieder zum Zug.
Verzicht auf ein Hilfschassis
Die Scania Schweiz AG erarbeitete in enger Zusammenarbeit mit der Firma PETER Fahrzeugbau in Winterthur ein neues Fahrzeugkonzept, welches komplett auf einen normalerweise bei Kippern obligatorischen Hilfsrahmen verzichtet. Die Alumulde ist aus vergütetem Leichtmetall gefertigt und unter Schutzgas geschweisst. Die Wandstärke beträgt 6 mm und der Boden weist eine Dicke von 12 mm auf. Der hintere Bodendrittel und die Seitenwände sind mit 6 mm Alu-Verschleissblech gegen die Scheuerwirkung von Sand und Kies belegt.
Stirnwand und Seitenwände sind feststehend und wie der Boden durch ein Kastengerippe verstärkt. Dank genau berechneten Chassisverstärkungen im Hinterachsbereich und weiteren Optimierungen ist es den Projektverantwortlichen gelungen, das Eigengewicht ohne Schwachstellen bemerkenswert niedrig zu halten und dadurch eine Nutzlast von respektablen 20'300 Kilogramm zu erreichen. Um das hässliche Scheppern der Mulde bei Leerfahrten zu vermeiden, liegt sie in Ruhestellung auf grossvolumigen Gummileisten. Fronthydraulik
Durch den Verzicht auf einen Hilfsrahmen wurde von PETER Winterthur in Abkehr von der sonst gebräuchlichen „Kippersäule“ in Brückenmitte (und weil der Platz dafür ohnehin kaum vorhanden ist) die gesamte Hydraulik, jedoch mit Fronthebepresse auf einem kleinen Hilfsrahmen direkt hinter dem Fahrerhaus angeordnet. Dieses System kam auch vordem verschiedentlich, jedoch aus statischen Gründen hauptsächlich bei Silofahrzeugen zur Anwendung. Vorteil: Das obere Ende der Hydrauliksäule stemmt die Kippmulde an ihrer solide gebauten Frontseite in die Höhe, was zusätzlich Verstärkungen in Brückenmitte
überflüssig macht. Die maximale Kipphöhe ist mit 52° dieselbe wie bei Mittelsäulen.
Der untere Rückladen des PETER Alu-Rückwärtskippers mit einem Verschleissblech von 5 mm besitzt einen pneumatisch zu betätigenden (Fernsteuer)Verschluss und dient beim Kippen zugleich als Schüttblech. Der um 22° angeschrägte obere Rückladen ist pendelnd aufgehängt und wird unten mit der Schüttklappe verschlossen. Wenn nicht beim Kippen lehmiges Material in der Mulde kleben bleibt, besteht für den Chauffeur kein Anlass, auszusteigen und sich jedes Mal schmutzige Schuhe zu holen. Kein erhöhtes Umkipp-Risiko
Wie Thomas Peter in Winterthur Swissmotor erklärte, ist das Risiko des seitlichen Umkippens des Lastwagens beim Aufkippen und gleichzeitigen Einsinken der hinteren Räder im weichen Boden trotz fehlendem Hilfsrahmen nicht grösser oder kleiner als bei anderen Solo- oder Aufliegerkippern. „Umschmeissen kann natürlich jeder einen Kipper“, sagte der Konstrukteur. „Bereits in der Vergangenheit existierten die unterschiedlichsten Vorrichtungen, dem seitlichen Kippen entgegenzuwirken. Dadurch wurden jedoch nur die Fahrer immer leichtsinniger. Kipperfahren ist nach wie vor nichts für
Schwachsinnige.“
Rein theoretisch betrachtet, dürfte der Alu-Kipper von PETER sogar „kippsicherer“ sein, weil das Dreieck, beziehungsweise die Fixpunkte zwischen hinterer Drehachse und Hydrauliksäule sehr viel weiter auseinander liegen als dies bei Mittelsäulen der Fall ist. Basisfahrzeug Scania P 420 LB 8x4
Als Basisfahrzeug wurde ein Scania P 420 LB 8x4 MHZ mit der CP 14 Kurzkabine, Klimaanlage und Scania Retarder verwendet.
Trotz speziellem Augenmerk auf jedes Kilogramm Gewicht wurde entsprechend der Scania-Philosophie bei der Sicherheit an nichts gespart. Sollte die Bremskraft des verzögerungsstarken Scania Retarders einmal nicht ausreichen, so packen über das elektronisch geregelte Bremssystem an allen vier Achsen Scheibenbremsen kräftig zu. Auch beim 300 lt. Alutank wurde nicht auf Kosten des Aktionsradius gespart und das Auspuffrohr ist wie bei den meisten Vierachsers vertikal hochgezogen.
Fest an der Mulde angeschweisst ist ein stabiler Fahrerhaus-Dachschutz aus Leichtmetall. Kunststoff-Kotflügel und Alu-Abweisbleche schützen den Aufbau vor übermässiger Verschmutzung, eine seitliche Schutzvorrichtung und ein Alu-Unterfahrschutz hinten am Fahrgestell runden das gewichtsoptimierte Scania 8x4 Kipperchassis ab.
Solide gebaute, durchgehende Drehachse auf Höhe des sonstigen Hilfsrahmens. Sie muss die gesamte Verwindung beim Aufkippen übernehmen.
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Dieser Unterfahrschutz kann Menschenleben retten.
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Rund zwölf Kubikmeter feuchten Wandkies konnte früher nicht einmal ein Sattelschlepper der doppelten Grösse (21to) befördern.
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Einst trugen SULZER und die SLM den Namen „Winterthur“ in alle Welt. Aber auch dieses Firmenlogo kennt jeder Schweizer.
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Nur vier Achsen und trotzdem eine gewaltige Nutzlast. Erreicht dank Leichtbauweise Made in Switzerland.
Die Front-Hydrauliksäule spart ebenfalls Gewicht und ergibt dieselbe Kipphöhe wie die sonst üblichen Mittelpressen.
Der Hilfsrahmen der Front-Hydraulik. Man beachte die Gummileisten, auf denen die Kippmulde in Fahrstellung aufliegt.
4.
Der Verzicht auf den bisher unumgänglichen Hilfsrahmen auf dem Chassis spart entscheidend Leergewicht.
Negativ gebogene Parabelfedern senken den Schwerpunkt und ermöglichen eine Tieferlegung der Kippmulde. Gut sichtbar das „Fangseil“ der Mulde.
Bilder: Tobias Schönenberger
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