Exklusiv

Mitsubishi New Outlander: Swissmotor – „4x4 des Jahres 2008“

Text & Bilder: Ruedi Baumann

BPZ 15.01.2008 / Es ist das allererste Mal seit dem langjährigen Bestehen von Swissmotor, dass wir aus der Reihe der von uns getesteten Fahrzeuge einen Wagen zum „4 x4 des Jahres“ krönen. Mit dieser neuen Auszeichnung folgt Swissmotor nicht einem Trend vieler Publikationsorgane, sonst hätten wir das schon längst in früheren Jahren getan. Ganz im Sinne eines „Anwendermagazins“ erfolgt die Vergabe des Titels ausschliesslich aufgrund eines ausgesprochen strengen Pflichtenheftes, welches nicht nur den jeweiligen Testwagen genau unter die Lupe nimmt, dessen Grenzwerte auslotet, sondern auch den Aufgabenkatalog, Preis-Leistungsverhältnis, Alltagstauglichkeit, Variabilität, Erfüllung eines breit gefächerten Anwenderspektrums - sowie das Umfeld bewertet.

Letzteres bedarf einer kurzen Erläuterung: Es geschah in der Vergangenheit sehr oft, dass ein Testwagen bei der Redaktion und allen Co-Testern Begeisterung auslöste. Dementsprechend fiel auch der Testbericht äusserst positiv aus und zahlreiche Leser entschieden sich für den Kauf des Wagens. Monate später begann es böse Briefe (heute meist E-Mails) und Telefonanrufe zu hageln, weil zwar das erworbene Fahrzeug die Erwartungen absolut erfüllte, jedoch Wartung, Service, Reparaturen und das Know-how der Markenvertretungen offenbar ein katastrophales Niveau aufwiesen. Der Kauf eines Neuwagens ist nur die eine Seite. Die fachgerechte Wartung eine andere, die leider von einigen Importeuren nahezu sträflich vernachlässigt wird. Wenn die Devise nur noch lautet „Verkaufen, verkaufen!“ ist das eine betrübliche und kurzsichtige Philosophie.

„Test“-Aussagen

In Testberichten über Neuerscheinungen ist der Verfasser etwas vorsichtig geworden, denn ein Neuwagen allein sagt leider nur die Hälfte aus – zudem fehlt erklärlicherweise das Wissen, wie es um die Zuverlässigkeit, beziehungsweise die Reparaturanfälligkeit des betreffenden Modells nach zurückgelegten 200’000 bis 300'000 Kilometern bestellt ist.

Dass zum Zeitpunkt des Tests diesbezüglich noch keine Aussage möglich ist, versteht sich von selbst. Welches Bild indessen das obgenannte „Umfeld“ abgibt, können wir sehr exakt eruieren, wenn auch vielfach „inkognito“ (weil wir sonst auf Unwahrheiten, Beschönigungen oder Ausflüchte stossen, bei verfänglichen Fragen mitunter sogar an die Pressestelle des Importeurs verwiesen werden). Als beste Methode hat sich das „Ausfragen“ von Besitzern des betreffenden Autos an Tankstellen und dergleichen erwiesen. Und natürlich eine kurze En-passant-Visite bei den jeweiligen Markenvertretungen.

Kein „Offroader“

Beim vorliegenden Mitsubishi New Outlander hatte Swissmotor genügend Zeit, alle Aspekte eingehend zu überprüfen, denn wir erhielten im Laufe des vergangenen Jahres (ab Frühling 2007 bis heute) mehrmals beide Dieselvarianten für ausgiebigste Tests. Auch auf sämtliche Fragen gab man stets bereitwillig und erschöpfend Antwort. Dies ergab letztlich ein abgerundetes, harmonisches Bild, welches nun erstmals für eine echte Titelvergabe ausreicht.

Obwohl der New Outlander gar kein „Offroader“ im herkömmlichen Sinne ist – dazu fehlt ihm die Geländereduktion im Getriebe – überzeugte er trotzdem die Redaktion in allen Punkten. Wir müssen jedoch in einem Aspekt präzisieren: Wer eine wirklich „hochgeländegängige“ Allrad-Zugmaschine sucht, liegt beim New Outlander daneben. Wird jedoch ein äusserst sparsamer, luxuriöser und komfortabler 4x4-Allrounder gewünscht, ist der kleine Bruder des Grand Pajero haargenau das richtige Fahrzeug. Mit dem 2,0 Liter-Pumpe-Düse-Diesel war er mit 4,4 Litern zudem das bisher sparsamste Allradauto dieser Gewichts/Preisklasse, welches Swissmotor je getestet hat. Bei den heutigen Treibstoffpreisen ein nicht unwesentlicher Faktor.

Dass beide Autos, vor allem das Modell mit dem 2,2 Liter-Diesel, ausserdem noch abgehen wie Raketen, ihre Dieselmotoren die Elastizität eines Gummiseils aufweisen, die Wagen im 2WD-Modus gefahren werden können, waren entscheidende Punkte. Und eben – auch das Umfeld stimmte bei Mitsubishi Schweiz.

2WD, 4WD und 4WD-Lock

Den New Outlander gibt es in drei Motorvarianten, dem 2,0 Liter Pumpe-Düse-VW-Diesel und 140 PS, einem 2,2 Liter Turbodiesel (156 PS) mit Common Rail-Einspritzung aus dem Hause Peugeot und neu den Voll-Alu-Eigenbau-Motor von Mitsubishi MIVEC Vierzylinder-Benziner (170 PS) mit 5-Gang-Handschaltung oder stufenlosem 6-Gang CVT-Automatengetriebe. Das sind wiederum Welten.

Der runde Drehknopf in der Mittelkonsole gestattet drei Antriebsarten: 2WD, 4WD und 4WD-Lock. Obwohl grundsätzlich im 2WD-Modus und reinem Frontantrieb gefahren werden könnte, verzeichneten unsere Verbrauchstests keinen Unterschied zum permanenten, elektronisch gesteuerten 4WD-Antrieb (also in Stellung 4WD). Weil der Wagen grundsätzlich als Allradfahrzeug konzipiert ist, wird der New Outlander demzufolge vorteilhaft im 4WD-Modus gefahren. Dadurch nutzen sich auch die Vorderradreifen weniger unterschiedlich ab. Bei heiklen Strassenverhältnissen oder schlammigen Passagen greifen gewiefte Outlander-Fahrer automatisch zum ergonomisch angeordneten Drehknopf in der Mittelkonsole und schalten in den 4WD-Lock-Modus. Dadurch erfolgt die Antriebskraft 50-50 auf alle vier Räder. Diese Konstruktion ist schlichtweg das Optimum überhaupt.

Technisch wirklich interessierten Lesern ist das Studium der angefügten PowerPoint-Datei zu empfehlen (ein Vorteil unseres Internet-Magazins gegenüber den Printmedien). In der Datei ist die Funktion des Allradsystems ausführlich dargestellt.

Wie man sparen kann

Auch mit dem spürbar stärkeren 2,2 Liter-Diesel konnten wiederum Sparrekorde erzielt werden: 6,1 Liter! Dies nach dreimaliger „Nagelprobe“ mit Fahrzyklen zu je ca. 400 Kilometern. Eingedenk der herrschenden Minusgrade während den Messfahrten mit dem 2,2 Liter ist ein noch niedrigerer Verbrauch durchaus denkbar. Durch Beimischung des von Swissmotor empfohlenen Lubegard-Schmiermittel-Zusatzes (http://www.swissmotor.com/artikel/350_399/0367.htm) lässt sich der Verbrauch mit Sicherheit nochmals senken (aber bitte erst nach der Einfahrphase).

Die Elastizität beider Motorvarianten ist äusserst bemerkenswert. Schon ab 900 U/min nehmen die Selbstzünder ohne unwilliges Vibrieren brav Gas an – und der sechste Gang des Handschaltgetriebes ist definitiv kein „Spargang“ im herkömmlichen Sinne. Ab 80 km/h kann beispielsweise getrost im sechsten Gang gefahren werden, es ist stets genügend Reserve für zügiges Beschleunigen vorhanden. Ausser natürlich vor hektischen Überholmanövern, wo ein kurzzeitiges Herunterschalten in den 4. oder 5. Gang empfehlenswert ist.

Für die exakten Verbrauchsmessungen benutzten wir ausnahmslos den Tageskilometerzähler, nicht die Verbrauchsanzeige im Display. Die zeigte befremdlicherweise stets höhere Werte an. Wie alle Verbrennungsmotoren haben auch die beiden Diesel ihre „Wohlfühldrehzahl“. Sie liegt offensichtlich bei 2100 U/min, das bewies (wieder einmal) unser altbewährter Swissmotor-Spezialtest mit abgedecktem Armaturenbrett. Erfahrungsgemäss laufen die Motoren dann auch am sparsamsten. Vorausgesetzt allerdings, Klimaautomatik, Tempomat und weitere Energiefresser bleiben ausgeschaltet. Eine zügige Fahrweise ist dennoch nicht ausgeschlossen, wobei wir unter „zügig“ eine rassige, aber keinesfalls nervöse Fahrerei meinen.

Qual der Wahl

Die diversen Modelle des New Outlander kosten (2008) zwischen 36'950 und 52'450 Franken. Ziemlich verwirrend für den Käufer ist die Bezeichnung der diversen Modelle: „Inform“, „Invite“, „Intense“, „Instyle“. Als der Produkt-Manager von Mitsubishi Schweiz dem Schreibenden den Sinn der Bezeichnungen, die damit verbundenen, äusserst zahlreichen Extras und die Preis-Abstufungen erklärte, klang es ausgesprochen verständlich und nachvollziehbar. Fünf Minuten später war es in der Erinnerung schon nicht mehr so logisch und am nächsten Tag so nebelhaft wie zuvor. Interessenten sollten daher nicht zu sehr erschrecken, wenn möglicherweise auch der Verkäufer zum Katalog greifen wird. Oder aber man macht sich vorher anhand unserer angefügten Detaillisten schlau. Ein kleines Studium lohnt sich!

Nur soviel vorweg: „Intense“ und „Instyle“ gibt es als 5+2-Plätzer. Automatengetriebe stehen für beide Dieselvarianten nicht zur Verfügung. Der stufenlose CVT-Automat (Tippfunktion) ist dem Benziner vorbehalten. Weil der New Outlander am Heck keine Modellbezeichnung in Chrombuchstaben aufweist und Mitsubishi nicht, wie einige andere Automarken, mit den Auspuffrohren „spielt“, ist von aussen nicht zu erkennen, um welchen Typ es sich jeweils handelt. Und – oh Wunder! – die Partikelfilter der beiden Diesel verbreiten nicht einmal mehr andeutungsweise den vordem so lästigen Chlorgestank. Diesbezüglich hat sich offenbar einiges getan.

Na bitte!

Die Redaktions-Entscheidung, den Mitsubishi New Outlander eventuell zum „4x4 des Jahres“ zu ernennen, fiel bereits im Frühling 2007 anlässlich des Erstlings-Tests. Bis zum Jahresende behielt er trotz einem runden Dutzend ähnlicher Testfahrzeuge seine Vorrangstellung. Einzelne Konkurrenten sind ihm zwar in der Zwischenzeit gefährlich nahe gekommen. Aber hier versalzten andere Aspekte, wie beispielsweise besagtes Umfeld die Suppe.

Damals wussten wir indessen überhaupt noch nicht, dass zwischen Mitsubishi, Peugeot und Citroen ein Abkommen stattfinden würde: Mitsubishi mit langjährigster Erfahrung in der Konstruktion von Allradfahrzeugen baut die SUV’s aller drei Marken, während Peugeot mit bestem Know How im Bau von umweltfreundlichen Dieselmotoren die Motorisierung übernimmt.

Somit sind heute der Mitsubishi New Outlander (Diesel), der Peugeot 4007 und der Citroen C-Crosser weitgehend dieselben Autos, was man bei genauem Hinsehen anhand der Karosseriemerkmale erkennen kann. Dieser „Deal“ wäre sicherlich nie zustande gekommen, wenn nicht auch die französischen Automobilkonzerne den japanischen Mitsubishi New Outlander als Superfahrzeug eingestuft hätten. Demzufolge war unsere damalige „Bewertung“ des Autos sowohl emotionell wie fachlich richtig gewesen – und wie sich nun erwiesen hat, definitiv kein Swissmotor-Alleingang. Preislich betrachtet, ist der Mitsubishi New Outlander bei gleicher Ausstattung 7 Prozent günstiger als der Peugeot 4007. Auch die Dauer der Werksgarantie ist höher (obwohl es derselbe Wagen ist).

Hier der Preisvergleich zum Peugeot 4007
Ausstattung Outlander Intense 4007 Dynamic
Grundpreis Fr. 47'950.- Fr. 45'300.-
Garantie 3 Jahre 2 Jahre
18“ Alufelgen Serie 1200.- Option
Keyless Entry Serie   300.- Option
Parking Assistance Serie   600.- Option
Rauchglas hinten Serie   250.- Option
Regensensor Serie   150.- Option
Audio 650 Watt Serie 1300.- Option
CD Wechsler 6x Serie   600.- Option
Xenonlicht Serie 1350.- Option
    Aufpreis Fr. 6030.-

Der Outlander ist also bei gleicher Ausstattung 7% günstiger…

Allradantrieb detailliert dargestellt: Outlander 4WD System (Powerpoint)

Alle Details:

OutlanderGS45X Jan08 Ausstattung (PDF)

Outlander GS45X Jan08 Technik (PDF)



 


Der Mitsubishi New Outlander, unser nach strengen Kriterien gekürter Testsieger


Ein Lastesel, wie er im Buche steht (Polizei bitte wegschauen – unbewilligter Gefahrengut-Transport).


Elektrisch ferngesteuert lässt sich die Fonds-Sitzbank vom Heck her zusammenklappen. Seeeeeehr praktisch.


Der Heck-Riesenlautsprecher des 650 Watt Audiosystems. Mit der Vielzahl kleiner Lautsprecher ein Klangwunder.


Das Armaturenbrett/Interieur ist übersichtlich (wobei man allerdings die Drucktasten im Lenkrad vorher studieren sollte).


Blind ertastet werden kann der Drehknopf in der Mittelkonsole zum Umschalten in die drei Antriebsmodi 2WD,4WD,4WD Lock.


Einmalig clevere Lösung: Die Heckklappe ist zweigeteilt, öffnet nach oben –


- und kann noch zusätzlich nach unten abgeklappt werden. Nicht nur Hundehalter wissen das zu schätzen.


Beim perlweissen New Outlander kommt das neue Design (Fensterlinie) besonders gut zur Geltung.


Wogegen das dunkelblaue Modell mehr Eleganz verströmt. Ist aber heikel gegen Verschmutzung.


Auch die Farbe rot bekommt ihm gut. Die Kontur der Fensterlinie ist beim weissen Modell jedoch am augenfälligsten.


Kein „Offroader“ im herkömmlichen Sinn, aber dieses Terrain kann ihm problemlos zugemutet werden.


Kleiner Gag: Schluss/Stopplicht sind in LED-Technik aufgeführt. Kein Ersatz notwendig, die Dinger halten ewig.


Der 2,2 Liter-Peugeot-Turbodiesel.


Und hier als Vergleich der 2,0 Liter VW-Diesel.


Mitsubishi New Outlander und Peugeot 4007 zwei völlig unterschiedliche Autos? Irrtum!


Obwohl äusserliche Details dagegen sprechen, sind es identische Wagen. Beide aus dem Hause Mitsubishi.


Swissmotor wünscht gute Fahrt.

 

 


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