Der von ABB im deutschen Bad Honnef hergestellte Supertransformator
übertrifft in seinen Abmessungen zwar alle bisherigen Schweizer Trafos, gilt
jedoch weltweit lediglich als Nummer 2; ein noch gewaltigeres Ungetüm wurde von
ABB nach Kanada geliefert. Von Bad Honnef gelangte der Schweizer-Trafo per
Schiff nach dem Auhafen bei Basel, von dort auf dem Strassenweg via Wettingen
nach Zürich Oerlikon.
Die österreichischen Firmentafeln am Zugfahrzeug und die österreichischen
Nummernschilder (Wels) irritierten auch die begleitende Polizei, zumal ja der
Transport aus Deutschland kam – und normalerweise etablierte Schweizerfirmen
derartige Transporte durchführen. Aber die voll auf Expansionskurs befindliche
Firma Felbermayr mit Sitz in Wels betreibt seit anderthalb Jahren auch eine
Niederlassung in der Schweiz – nebst Niederlassungen in inzwischen fast allen
Ländern Europas (www.Felbermayr.cc). Ein
Blick in die firmeneigene Homepage lohnt sich. Nicht nur der Nachttransport
durch die Schweiz war ein Superlativ, auch die Firma ist eine.
Weil ausnahmslos versierte Topfachleute am Werk waren, verlief der Transport,
abgesehen von zwei zerrissenen Hydraulikleitungen, überraschend problemlos.
Allerdings muss hier angemerkt werden, dass die Vorarbeiten gewaltig waren. Auch
von Seiten der Polizei. Die erste zerrissene Hydraulikleitung sorgte für
erhebliche Aufregung und Stress, wie der Schweizer Felbermayr-Geschäftsleiter,
Rudolf Kaspar (ex A.Welti-Furrer AG) berichtete, da sich infolge des
Druckabfalls die gesamte Tragkonstruktion mit dem Trafo gefährlich auf die Seite
neigte.
Das zweite Malheur war sozusagen konstruktiv bedingt: Infolge des rechtwinkligen
Abdrehens der beiden Goldhofer-Tiefbettanhänger bei der Einfahrt zum Umspannwerk
war ein Hochdruckschlauch in der Drehachse nicht lang genug, was eine ziemliche
Schweinerei verursachte.
Der Supertrafo soll gemäss einem Sprecher des EWZ (Elektrizitätswerk der Stadt
Zürich) für die langfristig zuverlässige Versorgung der Stadt Zürich mit
elektrischer Energie sorgen. Dazu verfolgt das EWZ ein angepasstes
Einspeisungskonzept. Ziel dieses Konzeptes ist es, den gestiegenen Anforderungen
des Stadtzürcher Netzbetriebes gerecht zu werden. Für die Umsetzung ist eine
neue Generation von Transformatoren notwendig. Der neue Typ mit einer Leistung
von 250 MVA und einem Aufstellungsgewicht von 376 Tonnen (inklusive
Transformatorenöl) ist der grösste, der je von EWZ in Auftrag gegeben wurde. Im
Gegensatz zu den bisherigen Trafos kompensiert diese neue Generation die
Blindleistung im Netz.
Zum Ablad in Auwiesen brauchte es keinen Riesenkran. Seit frühester Zeit sind
Freiluftstationen, Kraftwerke und elektrische Grossanlagen (Unterwerke u.a.) mit
speziellen, schachbrettartigen Gleisanlagen ausgerüstet. Folglich mussten am
Trafo bloss Gleisrollen gebracht werden, das Absenken besorgte die Hydraulik.
Obwohl der Transport jeweils zwischen Mitternacht und Morgengrauen rollte,
säumten zahlreiche Schaulustige (und leider auch Handy-„Fotografen“, die den
Profis dauernd vor die Linse liefen) die Strecke. Auch das Polizeiaufgebot war
enorm, das wilde Blitzen der ungezählten gelben Drehleuchten ergab ein
regelrechtes Feuerwerk. Der Hochträger, in dem der Trafo befestigt war,
entstammt dem 16-achsigen Schwertransport-Eisenbahn-Spezialfahrzeug der SBB.
Die Tragkonstruktion ist sowohl schienen- wie strassengängig und wurde
seinerzeit von den SBB eigens für derartige Transporte (Kraftwerkbau)
angeschafft. Felbermayr hat nun diese Spezialfahrzeuge - in unterschiedlicher
Grösse - der Bahn abgekauft und setzt sie europaweit ein.
Hier die behördliche Spezialbewilligung
|
Gut zu erkennen, wie der EWZ-Supertrafo in den schwanenhalsartigen Befestigungen
des Hochträgers hängt.
Zügig kommt der 77 Meter lange Konvoi voran.
Hier, beim Zürcher Hallenstadion fand infolge zu enger Kurvenradien ein
vorausberechnetes Manöver statt.
Die Schiebefahrzeuge verwandelten sich kurzzeitig in Zugmaschinen, nach einer
Rückwärtsfahrt wurde wieder umgruppiert und die letzte Etappe konnte ihren Lauf
nehmen.
Ankunft im Unterwerk Auswiesen. Ausgerechnet in dieser letzten Kurve zerriss ein
Hydraulikschlauch.
Diese Firmentafel wird man wohl künftig in der Schweiz öfters zu sehen bekommen.
|