Oldtimer-Traktorentreffen in Möriken - Viel Publikum trotz Wetterpech

Ruedi Baumann

BPZ / Einmal musste es ja so kommen! Nach fünf Traktorentreffen mit strahlendem Sommerwetter wurde die sechste Austragung zu einer feuchten Angelegenheit. Trotz strömendem Regen am Anfang des Openairs vom Freitagabend und Dauerregen am Sonntag fanden viele Besucherinnen und Besucher den Weg nach Möriken. Aber natürlich längst nicht in der erwarteten Anzahl.

Gegen 700 Traktoren, benzin-, dampf und dieselgetrieben zogen die Besucher aus nah und fern am Samstag und Sonntag in ihren Bann. Auch konnten die meisten Attraktionen trotz wolkenbruchartigem Regenwetter durchgeführt werden. Von Dampfdreschen bis Minipulling mit Oldtimertraktoren war vieles zu bestaunen.

Hauptmagnete des Publikuminteresses waren wie immer die Dampfwalzen. Oder – noch älter – reine Dampfmaschinen, welche damals noch nicht als Selbstfahrvehikel konzipiert waren, sondern nur zum Antrieb irgendwelcher Gerätschaften, wie beispielsweise einer Gattersäge erbaut wurden. Alleine der lederne Flachriemen vom Antriebsrad der Escher-Wyss-Dampfmaschine zur benachbarten Gattersäge von Martin Albrecht stellt für heutige Betrachter eine schiere Unmöglichkeit dar, denn entgegen allen Erwartungen machte sich der Flachriemen trotz wilden Schwenkern nie selbständig.

Auch spätere Dampfwalzen oder Lokomobile konnten als stationäre Kraftspender eingesetzt werden, quasi als Vorläufer der künftigen Zapfwellen und Nebenabtriebe. Hauptsächlich in England sind noch heute prachtvoll erhaltene „Showmans-Lokomobile“ oder „Roadtrains“ an zahlreichen Treffen zu besichtigen. Erstere dienten mit ihren an der Rauchkammertüre angebauten Elektro-Generatoren dem Antrieb von Karussells und Orgeln. Hans-Peter Landenbergers (Katzensee) Dampfwalze trieb auch in Möriken eine „Chilbi-Orgel“ aus der passenden Zeitepoche an.

Die meist prachtvoll restaurierten Traktoren und Schlepper präsentieren sich heute vielfach wesentlich schöner als im seinerzeitigen Ursprungszustand, als alleine Funktionalität zählte. Damals waren mit Sicherheit weder Anlasser noch Lichtmaschinen und Auspuffe verchromt. Etliche Besitzer hatten denn auch als „Anschauungsunterricht“ eine Fotosammlung errichtet, wo man das ausgestellte Gefährt im Ursprungszustand, dann vor Beginn der Restaurationsarbeiten betrachten konnte. Wieviele Arbeitsstunden (oder Jahre) im Schauobjekt steckten, konnte man nur erahnen.

Einem aufmerksamen Beobachter der Szene konnte jedoch eine etwas alarmierende Tatsache nicht verborgen bleiben: Ein Grossteil der Besucher rekrutierte sich aus Vertretern vorgerückten Alters – allerdings vielfach mit ihren Kindeskindern im Schlepptau. Während die Kindeskinder mit grossen Augen und offenem Mund die lärm- und qualmbegleiteten „Gehversuche“ der Oldtimer bestaunten, wurde bei der alten Generation eifrig gefachsimpelt. Erhebt sich also die bange Frage, ob das zeit- und geldraubende Hobby der Restauration und des Sammelns mit dem „Abtreten“ der alten Generation nicht ebenfalls vom Aussterben bedroht ist…

Das diesjährige Treffen ist bereits das sechste seiner Art. Seit vierzehn Jahren wird dieser Grossanlass von den „Oldtimerfreunden Chestenberg“ organisiert. Die Oldtimerfreunde sind eine lockere Vereinigung von Leuten, die sich in ihrer Freizeit dem Sammeln und Restaurieren von alten und seltenen landwirtschaftlichen Geräten, Maschinen und Traktoren widmen.

Das letzte Oldtimertreffen fand im August 2001 statt. Gegen 20'000 Besucher waren zugegen. Aussteller und Gäste aus der ganzen Schweiz und dem Ausland kamen nach Möriken. Das 6. Internationale Oldtimertreffen sollte in ähnlichem Rahmen wie die fünf erfolgreichen Vorgänger abgehalten werden. Nur – diesmal spielte Petrus ganz und gar nicht mit. Zwar hatte er am Samstag noch ein Einsehen und liess es rund um Möriken in Strömen schütten, aber am Sonntag herrschte auch auf dem Ausstellungsgelände Regen pur. Es war sozusagen der Auftakt zu den nachfolgenden, verheerenden Katastrophentagen in der Schweiz und im umliegenden Ausland.


Ausstellungsobjekte waren in Möriken in Rekordmengen vorhanden, leider – am Sonntag – die erwartete Besucherinvasion infolge wolkenbruchartiger Niederschläge nicht

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In die Schweiz erst als Sammlerobjekt „importiert“: Ein amerikanischer John Deere Traktor mit den typischen V-Rädern.


Kaum zu glauben, aber diese „Ganzranklenkung“ verfügt über Allradantrieb! Die Erfindung des Schweizer-Tüftlers Köpfli dürfte der Wunschtraum vieler weiblicher Autolenker beim Einparken sein…


Ein abgesägter Fiat „Tipo“ – aber Jahrgang 1924..!


Nicht ein „üblicher“ Oldtimer, sondern ein Ostblock-Urviech der Marke DUTRA. Das sichtlich kopflastige Vehikel mit Jahrgang 1968 war für schwergewichtige Heck-Anbaugeräte konzipiert. Man beachte die verchromten Aggregate.


Leider waren diesmal nur ein Teil der sonst üblichen Anzahl „Dampfmobile“ in Möriken eingetroffen. Das mag vor allem daran liegen, dass Hin- und Rückweg doch recht strapaziös sind.


Dafür war diese „Portable“ eine echte Rarität. Diese, von Escher Wyss 1876 gebaute Dampfmaschine war noch nicht „selbstfahrfähig“.



Die Kurbelwelle und die Schieberantriebe erinnern stark an die Antriebe unserer alten Passagier-Schaufelrad-dampfschiffe. Kein Wunder, denn auch diese stammen mehrheitlich von Escher Wyss.


Dieser „Oil-Pull“-Einzylinder bullerte wie eine kleine Kanone.


Obwohl in der Automobilbranche tätig, schlägt Martin Albrechts Herz für Maschinen aus dem Dampfzeitalter.


Hans Peter Landenbergers Dampfwalze darf nie an einem derartigen Treffen fehlen.


In Möriken sorgte sie für stilreine Orgelmusik aus derselben Zeitepoche.


Die Transmission zwischen Dampfwalze und Orgel war eine Show für sich. Unübersehbar die Tatsache, dass Sammler von Oldtimern Improvisationskünstler sind.


Ein seltenes Unikum, diese Strassenreinigungsmaschine von Ammann Langenthal, Jahrgang 1925. Sie stand während 43 Jahren im Dienste des Aargauischen Tiefbauamtes.

 


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