Kompakt auf fünf Achsen (10x4/6)

Ruedi Baumann

BPZ / Durch die Gesetzesänderung per 01. Januar 2005 können in der Schweiz neu 5-Achser Solo-Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen auf den Schweizer Strassen (nicht im umliegenden Ausland!) verkehren. Diese Gesamtgewichtserhöhung auf 40 Tonnen ergeben einen Nutzlastgewinn von respektablen 7'000 Kilogramm gegenüber den bislang eingesetzten vierachsigen Fahrzeugen.

Bessere Rendite

Die kompakte Bauweise der MAN TGA 5-Achser mit einer Gesamtlänge von lediglich 8'500 mm, was wiederum einen sehr kleinen Wendekreis ergibt, ermöglichen einen Einsatz ohne Einschränkungen im gleichen Arbeitseinsatz wie ein herkömmlicher 4-Achser. Es kann demzufolge mit der gleichen Anzahl von Transporten ein bedeutend höheres Transportvolumen transportiert werden.

Die Sache mit dem Bodendruck

Plötzlich ist die Schweiz bezüglich Gesamtgewicht bei Lastwagen Spitzenreiter, nachdem sie beinahe ein Jahrhundert lang Schlusslicht in Europa war. Aber die neue Gesetzgebung ist nicht ganz unproblematisch. Der Achsdruck, oder zur besseren Verständlichkeit „Bodendruck“, ist auf das Gesamtgewicht ausgelegt. Dieser Bodendruck, das war schon immer so, darf ein bestimmtes Mass nicht überschreiten.

Aber fünf eng aufeinanderfolgende Achsen ergeben in ihrer Kompaktheit eine gewisse Problematik: Swissmotor testete den MOWAG-Piranha 10x10 (siehe Bilder) mit drei ungelenkten Achsen. Im schweren, nassen Gelände zeigte der Panzer die höchst lästige Eigenschaft, nur noch die schnurgerade Fahrtrichtung zu bevorzugen. Auch bei regennassen Strassen erwies sich der fünfachsige 10x10 als ausgesprochen kurvenunwillig.

Dem Problem der Lenkbarkeit bei fünf Achsen ist MAN klugerweise dadurch begegnet, indem die dritte Achse (hydraulisch, nicht mechanisch mit Gestänge) lenkbar ausgelegt wurde. Letzteres war beim Piranha nicht machbar, weil der Platz für ein zusätzliches Paar Lenk-Radhäuser im Bereich des Geschützdrehturmes fehlte. Aus denselben Gründen war eine lenkbare hinterste Achse ebenfalls nicht durchführbar. Der MAN TGA mit der Radformel 10x4/6 (!) verfügt jedoch über drei lenkbare Vorderachsen und zwei angetriebene Hinterachsen.

„Adhäsionsvermehrer“

Beim fünfachsigen Lastwagen haben wir, im Gegensatz zum MOWAG-Panzer, eine beträchtliche Gewichtsdifferenz zwischen beladenem und unbeladenem Zustand. Der auf fünf Achsen verteilte, minimale Bodendruck der einzelnen Räder dürfte demzufolge bei unbeladenem Fahrzeug für einige Spässe sorgen. Der Verfasser denkt da an schneebedeckte Strassen oder lehmige, steil abfallende Baustellenzufahrten. MAN erkannte offensichtlich das Problem rechtzeitig und führte die dritte Achse – bis 30 km/h – entlastbar, beziehungsweise vom Boden abhebbar aus, auch wenn bei diesem Vorgang die einzelnen, gesetzlich erlaubten Achsdrücke bei voll beladenem Fahrzeug kurzzeitig überschritten werden. Dies ausschliesslich aus dem Grund, eine bessere Adhäsion zu erzielen.

Die Entlastung der dritten Achse kann sogar vom Fahrer per Knopfdruck jederzeit kurzfristig aktiviert werden, Frühe Gotthardlokomotiven benutzten eine ähnliche Konstruktion. Bei schleudernden Antriebrädern konnte der Lokomotivführer die Laufachsen per Druckluft entlasten. Man nannte es damals „Adhäsionsvermehrer“. Auch dort wurde der zulässige Achsdruck für die Dauer des Vorganges überschritten.

Viel Power und Master-Class Fahrerhaus

Damit die 40 Tonnen Gesamtgewicht auch speditiv vorankommen, haben sich die meisten Käufer für den leistungs- und drehmomentstarken MAN Common Rail Motor mit 480 PS entschieden. Der Motor verfügt über eine Leistung von 352 kW mit einem Drehmoment von 2'300 Nm bei 1'000 – 1'300 1/min. Ein schaltfreundliches ZF ComfortShift-Getriebe mit Intarder runden einen optimalen Antriebsstrang ab.

Das gewählte M – Master-Class Fahrerhaus zählt in seiner Klasse zur absoluten Spitzenklasse. Sie hat kompakte Abmessungen, ist überzeugend im Handling und bringt ein günstiges Gewicht auf die Waage, was immer für ein wenig mehr Nutzlast gut ist. Der Innenraum bietet dabei viel Bewegungsfreiheit mit reichlich Ablagen und Stauräume. Als weitere Option ist der Lastwagen mit einer FCKW-freien Klimaanlage mit automatischer Temperaturregelung ausgerüstet.

Die in Sursee ansässige Firma Lanz + Marti AG baut u.a. auf dem neuen MAN 5-Achser eine Mammut EURO DUMPER Rückwärtskippmulde mit einem Fassungsvermögen von 17 m3 auf. Das Besondere an dieser Mulde ist das hydraulisch zu öffnende Heckportal, das vor allem für den Auslad von Felsmaterial geeignet ist. Die Mammut Produkte überzeugen durch vielseitige, robuste Konstruktionen mit einem hohen Qualitätsstandard.

Beim 10x10 MOWAG-Piranha sind nur zwei Achsen gelenkt, was Probleme bei rutschigem Untergrund beschert, denn der Panzer bevorzugt auf eigenwillige Weise die Gradeausfahrt.

 


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