BMW X3 – Allrad und Common Rail-Dieselmotor

Wolf im Schafspelz

Text und Bilder: Ruedi Baumann

BPZ / Zwar fährt die Gemeindepolizei Kilchberg (ZH) schon seit mehr als zehn Jahren einen allradgetriebenen Patrouillenwagen, trotzdem sieht sich nun der Dienstchef Ruedi Weber mit provokativen Äusserungen von einzelnen Bürgern konfrontiert. Das Erscheinungsbild des neuen Patrouillenwagens BMW X3 ist offenbar wesentlich auffälliger als das des Vorgängerautos, ein Subaru Impreza. Letzterer ist inzwischen mehr als zehnjährig und hat weit über 100'000 Kilometer auf dem Tacho.

Kilchberg folgt damit jedoch einem allgemeinen Trend der Polizei, für Einsatzfahrzeuge, bei denen die Höchstgeschwindigkeit eine absolut untergeordnete Rolle spielt, auf sogenannte SUV’s (Sport Utility Vehicle) zu setzen. Diese sind zwar bedingt geländetauglich, jedoch keineswegs mit „Offroadfahrzeugen“ gleichzusetzen. Im Prinzip ist ein SUV lediglich ein Kombi mit Allradantrieb und relativ grosser Bodenfreiheit. Dass diese Art Auto für den harten Polizeieinsatz speziell prädestiniert ist, zeigt die Praxis schon lange.

Die Topographie der Gegend am unteren linken Zürichseeufer, wo die Zahl der horizontal verlaufenden Strassenzüge im Vergleich zu Steilstrecken ungleich gering ist, veranlasste die umliegenden Gemeinden ebenfalls seit einiger Zeit, neue Polizeifahrzeuge nur noch mit Allradantrieb zu ordern. Ebenfalls dem Trend nach Praxistauglichkeit folgend, ist die Mehrzahl der „hochbeinigen“ Polizeiautos mit extrem sparsamen Dieselmotoren bestückt. Diese sind inzwischen nicht nur beachtlich leistungsstark, sondern bezüglich Geräuschentwicklung auch sehr „zivilisiert“ geworden. Der Reihensechszylinder des X3 in Common Rail Technik und Turboaufladung ist ohnehin eine Klasse für sich. Seine Leistungsentfaltung entspricht ungefähr einem hubraumggleichen Benzinmotor mit über 300 Pferdestärken..!

Die „bedingte“ Geländetauglichkeit indessen ist für den innerstädtischen Polizeidienst höchst brauchbar. Scharfe Trottoirkanten machen einem SUV nichts aus, wogegen Reifen und Felgen eines „Normalautos“ beim Erklettern von Randsteinen schnell Schaden nehmen. Und ein Patrouillenfahrzeug der Polizei muss täglich oft mehrmals zumindest mit zwei Rädern auf Trottoirs fahren und anhalten. Dasselbe gilt für die Bodenfreiheit. Bei bestimmten Geschehnissen wird schon einmal abseits befestigter Wege parkiert. Hier kommt auch wieder der Allradantrieb zum Zuge. Wie der Kilchberger Polizei-Dienstchef Weber zudem erklärte: „Wenn wir im Winter mitten in der Nacht ausrücken müssen, haben wir keine Zeit, vor der Wegfahrt noch schnell Schneeketten aufzuziehen.“ Die Beamten loben allgemein die gute Übersicht über das Verkehrsgeschehen in einem SUV, sowie natürlich den körpergerechten Ein- und Auslad der im Fahrzeugheck untergebrachten Signalisations-Utensilien. Das Ein- und Aussteigen von Personen ist dank grösserer Fahrzeughöhe ebenfall viel kräftesparender – und vor allem viel schneller.

Im Gegensatz zum grossen Allrad-Bruder X5 verfügt der zierlichere, aber innen geräumigere BMW X3 über eine ungeteilte, nach oben öffnende Heckklappe (der ebenfalls bei vielen Polizeikorps angeschaffte X5 hat leider eine zweiteilige, ziemlich unpraktische Heckklappe). Beim X3 können dadurch Schreibarbeiten stehend und im Schutze des „Regendaches“ ausgeführt werden. Analog zu den Polizeifahrzeugen der Nachbargemeinden besorgte auch beim Kilchberger Patrouillenwagen die Ausrüsterfirma Martyag in Neuhausen am Rheinfall den polizeilichen Um- und Einbau vom serienmässigen SUV zum Spezialfahrzeug. Der X3 von Kilchberg führt jedoch - auf Anweisungen von Ruedi Weber - nur das allernotwendigste Material an Bord mit. „Bei grösseren Ereignissen müssen wir ohnehin den Kanton beiziehen. Warum also sollten wir unser Auto mit Material für alle möglichen Eventualitäten vollstopfen?“ Dass der Diesel den X3 in nur sieben Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultiert, wäre zwar für den Einsatz einer Gemeindepolizei nicht unbedingt vonnöten, aber ein kleinerer Diesel ist derzeit in der CH-Ausführung nicht erhältlich.

Hier soll nicht unerwähnt bleiben, dass BMW beschriftete Polizeiautos „subventioniert“. Ein Polizeiwagen des bayrischen Fahrzeugherstellers kommt den Steuerzahler demzufolge wesentlich günstiger zu stehen, als ein vergleichsweise ähnliches Fahrzeug aus Fernost. Obwohl dessen Kaufpreis für Privatpersonen meist unter dem Preis eines BMW liegt.

Von Marty Systemtechnik AG kürzlich ausgerüstete SUV’s fahren beispielsweise die Gemeindepolizei von Schlieren (X3) sowie Muri, Aargau (X3) - und natürlich diverse andere. Die Aargauer Kantonspolizei und die Kapo Bern orderten den grösseren BMW X5. Zug setzte auf die M-Klasse von Mercedes und für die Kapo Thurgau baute Marty den Volvo XC90 zu einem Patrouillenfahrzeug um. Die Gemeindepolizei Rüschlikon fährt seit wenigen Wochen den Volvo CrossCountry und die Adliswiler Polizei seit Jahresfrist den Volvo V70 AWD.


Der neue BMW X3 noch bei der Nummer eins der Spezialfirmen für Polizeifahrzeugausrüstungen, der Marty Systemtechnik AG in Neuhausen am Rheinfall.


Wachtmeister Roger Sprunger der Kilchberger Gemeindepolizei hat viel Freude am „Nachfolger“ des Subaru Impreza.
 


Swissmotor testete die „Geländeeigenschaften“ des X3 bereits in Neuhausen. Fazit: Definitiv kein Offroadfahrzeug!

 


Nochmals ein Versuch in Kilchberg. Erneutes Fazit: Mit dem X3 bleibt man besser auf der Strasse…
 


Und das tut Roger Sprunger auch (nachdem ihm der Swissmotor-Geländetest einen ziemlichen Schrecken eingejagt hatte).


Die Kunststoffabdeckung des über 200 PS starken 3 Liter-Reihendiesels spiegelt zwar einen V8-Motor vor, dient jedoch vorwiegend dem Auge und der Lärmdämmung. Aber gewaltig Dampf hat er, der Motor.


Als ob der Hersteller geahnt hätte, dass bei Polizeifahrzeugen eine zweite Batterie eingebaut werden muss: Die zusätzliche Optima-Batterie passt hervorragend in den Leerraum vor der Windschutzscheibe.


Auch die gesamten Steuergeräte für die Polizeielektronik finden hinter den Abdeckungen des Heckraumes genügend Platz.
 

 
Roger Ryser bei der Marty Systemtechnik AG führt alle (Polizei)-Kundenwünsche aus.
Aus langjähriger Praxis weiss er, was am besten wohin gehört.


Wachtmeister Sprunger findet den Innenausbau höchst praktisch. Nun kann er, vor Schnee und Regen geschützt, Formulare ausfüllen und Rapporte verfassen.

 


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