Manuel
Gemperle / Hermann Wyss
Schweizer Traktorenbau - Band III
(Bericht:
Ruedi Baumann)
Nicht nur ist die Geschichte der Schweizer Automobilindustrie sehr eng mit
dem heimischen Traktorenbau verknüpft, auch die Blütezeit – und der schmerzliche
Niedergang (FBW, Berna, Saurer) fanden zeitgleich mit den einst ebenfalls
klangvollen Traktorenmarken statt.
Löbliche Ausnahme: Eine einzelne Grossfirma, nämlich Aebi & Co. AG, Burgdorf,
hat bis heute mit in der Schweiz fabrizierten Land- und Vielzweckmaschinen
überlebt. Zwar stellt Aebi inzwischen keine der früher üblichen „Traktoren“ mehr
her, aber die in Burgdorf entwickelten und fabrizierten, hangtauglichen
Motorgeräteträger geniessen ungetrübten Weltruhm.
Bucher-Guyer in Niederwenigen wagte vor einigen Jahren mit dem DURO 4x4 und
6x6 einen Neubeginn. Nach einem Grossauftrag von Seiten der Schweizer Armee und
kleineren Folgeaufträgen aus dem Ausland ging es auch mit dem DURO steil bergab.
Bezüglich der Zukunft des bisher letzten Lastwagens aus Schweizer Produktion
zeichnet sich jedoch mehr als nur ein Silberstreif am Horizont ab: Fabrikation
und Vertrieb des DURO sind inzwischen an MOWAG, Kreuzlingen gegangen. Und MOWAG
hat genau das, was Bucher in diesem Sektor nie besessen hat, nämlich einen
festen Kundenkreis, sowie einen in Militärkreisen bekannten Namen. Dass der DURO
ursprünglich bei MOWAG (damals hiess er noch „Puma“) entwickelt wurde, also
sozusagen im vergangenen Jahr zurück in seine Geburtsstube gefunden hat, sei
hier nur am Rande vermerkt.
Einige der einstigen Schweizer-Traktorenmarken existieren noch heute. Ihre
Verkaufsprodukte sind jedoch Importe.
Nie rastender Erfindergeist ist indessen in der Schweiz noch nicht gänzlich
ausgestorben: Unter dem Markennamen „Rigitrac“ wurde im vergangenen Jahr ein
völlig neuartiger, in der Schweiz entwickelter Traktor vorgestellt. Eine
Maschine, die wir demnächst unsern Lesern vorstellen.
Dass ausnahmslos alle Vehikel vorerst in irgendwelchen Hinterhöfen
zusammengebastelt wurden und vielfach erste „Gehversuche“ bei Nacht und Nebel
unternahmen, war auf der ganzen Welt so. Auch im Automobilbau. So „eigen“, wie
die Geschichte der Schweiz im politischen Sinne, verlief auch die Geschichte des
Schweizer Traktorenbaues. Zunächst für die Flachland-Landwirtschaft entwickelt,
kamen relativ schnell gelände-, beziehungsweise hangtaugliche Konstruktionen
hinzu. Global bezogen auf die spezifischen Eigenarten passten sich die
Traktor-Konstruktionen den topografischen, geologischen und vielen weiteren
Eigenschaften der betreffenden Gegenden an. Der in den drei nun vorliegenden
Bildbänden einzigartig dokumentierte „Schweizer Traktorenbau“ ging Wege, welche
sich durchaus vom umliegenden Ausland unterschieden. Die drei Buchbände widmen
toprecherchierte Historien sowohl „versponnenen“ Fehlkonstruktionen wie
epochalen Erfolgsmodellen.
Mit Band III ist die Materie zwar nicht gänzlich erschöpft, aber, auf die
Schweiz bezogen, auf präzise Art und Weise abgeschlossen. Im vorliegenden Band
werden sogar einzelne Fahrzeugtypen vorgestellt, die sich erst im
Erprobungsstadium befinden. Den beiden Autoren ist es gelungen, nicht nur ein
riesiges Nachschlagewerk zu schaffen, sondern ein wichtiges Kapitel Schweizer
Industriegeschichte in Wort und Bild der Nachwelt zu erhalten. Alle drei Bände
unterscheiden sich in wohltuender, weil fehlerloser Schreibweise von „ähnlichen“
Publikationen (bezogen auf Industriegeschichte oder bestimmte Produkte).
Grosse
Mommendey Raupe mit patentiertem Rollenbahn-Kettenlaufwerk aus dem Jahre
1947. Paul Mommendey baute in Rapperswil einige dieser Fahrzeuge und liess
viele seiner Erfindungen patentieren. Einigen ausländischen Firmen
verkaufte er sogar Lizenzrechte. Dieses Modell mit 5500 kg Gewicht wurde
von einem 60 PS starken 6 Zy-linder Dieselmotor angetrieben. Diesen
wiederum lieferte der Oerlikon-Bührle-Konzern (Oerlikon-Villinger-Dieselmotoren).
Aebi
Automobil-Mähmaschine aus dem Jahre 1923, auslieferbereit vor den
Werkräumen in Burgdorf. Der eingebaute 4Zylinder Benzinmotor unbekannten
Herstellers stammte auch aus den 20er Jahren. Das Getriebe fertigte man im
eigenen Betrieb, dabei liess die Wendeschaltung für Vor- und
Rückwärtsfahrt ohne Kuppeln betätigen.
Newcomer
im Schweizer Traktorenbau: Der supermoderne „Rigitrac“ .
(Anmerkung der Red.: Diesem Vielzweck-Fahrzeug wird Swissmotor demnächst
eine eigene „Story“ widmen).
Aebi-Transporter
TP 98, der weltweit bekannte Alleskönner.
|
Bereits
um 1930 baute Johann Neuhaus, Traktorenbau aus Wauwil AG sogenannte
Autotraktoren. Vorwiegend wurden die Fahrzeuge aus alten Ford T
Automobilen hergestellt. Dank Planetengetriebe konnte ohne Kuppeln, nur
mit den Fusspedalen zwischen Vor- und Rückwärtsfahrt gewählt werden.
Selbstfahr-
ladewagen der Firma Zemp aus Wolhusen LU. Von diesem Fahrzeug mit 30PS
starkem 4 Zylinder Merdedes-Dieselmotor wurden nur wenige Exemplare
gebaut. Das stufelose Variomatic Getriebe bezog man von DAF, den
Vorderachsantrieb konstruierte Zemp selbst, anstelle von Kreuzgelenken
erfolgte die Kraftübertragung in den Achsschenkeln mittels Zahnrädern,
Baujahr 1970.
Aebi
Transporter TP97 FT 6x6 mit 74 PS Mercedes-Dieselmotor, für Forstbetriebe
bestimmt, mit aufgebautem Ladekran. Der aufgesattelte Transportanhänger
mit Rungen ist mit einer gelenkten Triebachse ausgerüstet.
Grosses
Interesse in Fachkreisen erweckt der spielzeughafte
Vielzweck-Aebi-Terracut.
|
|