"Die Koreaner kommen!"
KIA Sorento 4x4 (Basispreis Fr. 39'870)

Text und Bilder: Ruedi Baumann
Luxusgeländewagen, made in Korea, sind auf dem besten Weg, die gesamte Allradszene aufzumischen. Ihr Preis/Leistungsverhältnis ist geradezu umwerfend. 

Wie seinerzeit die Japaner zunächst durch die Hintertüre, anfänglich in "Hinterhofgaragen", im Westen Fuss fassten, drängen die Koreaner mit hochqualitativen, jedoch preislich konkurrenzlosen SUV's (Sport Utility Vehicles) in ähnlicher Weise auf den Markt. Das Nachsehen werden die etablierten Automobilhersteller haben, deren luxus-orientierte 4x4 in teils astronomische Preisklassen vorgedrungen sind.

Genau genommen sind es drei koreanische Automarken, die nun - nach einigen Jahren Anlaufzeit - mit ihren neuen Produkten den Markt überrennen: SsangYong, Hyundai und KIA. SsangYong entfesselte mit dem MUSSO E32 und seinem hochpferdigen Mercedes-Sechszylinder vor einigen Jahren das PS-Rennen unter den geländetauglichen Luxus-4x4, Hyundai lancierte den Galloper als Halbpreis-Pajero und KIA baute den grundsoliden, aber spielzeughaft anmutenden "Sportage". So richtig gelang bisher keinem der drei Hersteller der Durchbruch.

In diesem Jahr warten jedoch alle drei Automobilmarken mit Neuschöpfungen auf. Neuschöpfungen, die eines sofort erkennen lassen: Die Koreaner haben frappant schnell dazugelernt! Mangelhafte Fertigung, eine leidige Begleiterscheinung der Anfangsjahre, ist zu einem Fremdwort geworden. Qualitativ stehen die Koreaner heute ihren Konkurrenten in nichts nach. Nur im Preis. Da sind sie wahrhaft konkurrenzlos.

Einzige Ausnahme hievon ist der neue SsangYong "Rexton". Die Marketingstrategen bei SsangYong Motors huldigen offensichtlich nach wie vor der Ansicht, "Powered by Mercedes" dürfe nicht als Billigprodukt verkauft werden. Hyundai schuf mit dem "SantaFe" im letzten Jahr bereits einen enormen Verkaufsrenner und doppelt nun mit dem grösseren "Terracan" nach. 

KIA brach völlig aus dem bisherigen Konzept aus und stellte einen in allen Punkten neuen 4x4 namens "Sorento" auf die Räder. Im Prinzip gleichen sich die drei neuen Koreaner auf (nicht ganz) überraschende Weise. Das Design ist modern und trotzdem zeitlos, wobei die "rundlichen" Formen nicht unbedingt jedermanns Geschmack treffen. 

Das charaktervollste Design weisen der Rexton und der Sorento auf, wobei der Rexton als einziger der 4x4-Neulinge über sieben Sitzplätze verfügt. Der KIA Sorento hat gemäss einer kleinen, von uns getätigten Meinungsumfrage das markanteste und gefälligste "Gesicht", lies: Schnauze. Alle Koreaner haben eine einteilige, nach oben öffnende Heckklappe - und nicht die unpraktische, aus den USA stammende, zweiteilige Hecktüre.

Die drei Koreaner haben noch eines gemeinsam: Alle drei verfügen im Gegensatz zu ihren meisten Konkurrenten über ein grundsolides Chassis. Nach unserer Meinung ein "Muss" für diesen Automobiltyp. Dadurch ist auch die Anhängevorrichtung - für meist an die drei Tonnen zugelassene Anhängelast - problemlos und ohne zusätzliche Verstärkungen anzubringen. Motorisierungen und Allradsysteme sind unterschiedlich. Permanent beim Rexton und KIA mit elektronisch geregelter Zugkraftverteilung. Zuschaltbar (Vorderachse) beim Hyundai. Im KIA-Sorento arbeitet als Novum bei den Koreanern ein Vierzylinder Common-Rail-Turbodiesel von 2,5 Litern Hubraum/140 PS. Damit ist er einerseits extrem sparsam, verfügt über ein sattes Drehmoment, "nagelt" jedoch als sogenannter "Hochdruckdiesel" in jedem Betriebszustand ein wenig. Nicht störend, aber immerhin. 

Den SsangYong gibt es in CH nur mit Automatengetriebe, Terracan und Sorento wahlweise auch handgeschaltet. KIA und Hyundai bieten zusätzlich Superluxusversionen an. Diese logischerweise ausschliesslich mit Automatengetriebe (obwohl man sich bei der Basisversion schon fragt, was denn noch an Luxus, Ausstattung und serienmässigem Zubehör hinzukommen könnte. Ist eh schon alles vorhanden). KIA macht dem Käufer die Wahl noch schwerer und hat einen 3,5 Liter-V6-Benziner mit 195 PS im Angebot.

Wie der Rexton weist auch der Sorento eine servounterstützte Zahnstangenlenkung auf, die sehr stark übersetzt ist. Nur der Hyundai verfügt über eine Kugelumlauflenkung. Eine Option für hartes Gelände, die verstauchte Daumen verhindert. Obwohl alle drei Hersteller pedantisch auf der neuzeitlichen Bezeichnung SUV bestehen (die Bezeichnung "Geländewagen" hat wohl zu sehr den Aspekt eines Arbeitsgerätes bekommen - sind die drei Luxus-Koreaner absolut geländetauglich. 

Beim Sorento verbirgt sich sogar das Auspuff-Ende offroadgerecht vor/unter der Stoßstange. Für den Verfasser eine absolute Neuheit, weil kiesgefüllte Aus-puffenden zu den sonst üblichen Begleiterscheinungen bei Extrem-Testfahrten gehören. Einzig die in Wagenfarbe lackierten Stossstangen und Spoiler vertragen keine Bodenberührungen. Schon der kleinste Kieselstein hinterlässt hässliche Kratzer im Lack. 

Die Federung ist bei allen drei Marken sehr ähnlich ausgefallen. Einigen mag sie zu straff vorkommen, erlaubt indessen hohe Zuladungen im Heckbereich, ohne die Fahreigenschaften nachteilig zu beeinflussen. Dasselbe dürfte auch für den Anhängerbetrieb zutreffen, wo weiche Federn das Gespann schnell in eine Affenschaukel verwandeln. 

Unser Test-KIA hatte allwettertaugliche Reifen aufgezogen, daher war bei höheren Geschwindigkeiten - und auf regennassen Strassen - ein deutliches Abrollgeräusch zu hören. Überraschend gutmütig zeigte sich der Common-Rail Diesel, beschleunigte brav auch aus Niedrigstdrehzahlen. Vom berüchtigten "Turboloch" war nichts zu spüren. Wir fuhren den KIA Sorento mit einem Dieselverbrauch von sieben bis acht Litern. Also neben dem niedrigen Kaufpreis auch noch extrem günstig im Betrieb.

Vergleichsweise bietet der KIA Sorento als Basismodell dem Käufer am meisten. Allerdings sind die Preisunterschiede geradezu lächerlich gering. Der Hyundai Terracan hat etwas mehr Dampf unter der (Diesel)Haube als der KIA; der Rexton mit Mercedes Sechszylinder-Benziner-Powerpaket ohnehin. Welchen Wagen wir bevorzugen würden? Nun - das müsste wohl ein in die Luft geworfenes Fünffrankenstück entscheiden. Kopf = KIA Sorento, Zahl = Hyundai Terracan, Münzenrand = SsangYong Rexton.

zum Vergrössern bitte anklicken!
Ein völlig neues Erscheinungsbild für Fahrzeuge aus dem Hause KIA. Der Sorento 4x4 mit permanentem Allradantrieb wirkt speziell von vorne wuchtig und gleichzeitig elegant.

zum Vergrössern bitte anklicken!
SsangYong hat mit dem Rexton ebenfalls einen Neuling auf die Räder gestellt. Allerdings ist er nicht nur im Kaufpreis eine Klasse höher, sogar die Interieur-Farben sind je nach Wagenlack verschieden.

zum Vergrössern bitte anklicken!
Rauhes Gelände kann dem Sorento problemlos zugemutet werden

zum Vergrössern bitte anklicken!
Nur bei den Spoilern ist Vorsicht angezeigt. Schon kleinste Bodenberührungen hinterlassen hässliche Kratzer im Wagenlack.

zum Vergrössern bitte anklicken!
Dank dem unter der Stosstange geschützt verborgenen Auspuff-Endrohr sind Steilhänge auch im Rückwärtsgang erklimmbar. Zumal so weniger Bodenberührungen drohen.

zum Vergrössern bitte anklicken!
Obwohl nicht als "Offroader" deklariert, kann er als "Geländewagen" durchgehen.

zum Vergrössern bitte anklicken!
Haufenweise Platz im Fahrzeuginnern. Der Armaturenbereich wirkt nicht verspielt, sondern praxisbetont.

zum Vergrössern bitte anklicken!
Was dem Betrachter einen V6-Motor vorgaukelt, ist lediglich die Kunststoff-Abdeckung über dem Vierzylinder-Reihendiesel.

 


Das auszugsweise Kopieren, Vervielfältigen oder Abdrucken von Artikeln und Bildern von dieser Website zu gewerblichen Zwecken ist nur mit ausdrücklicher Genehmigung
der Swissmotor-Chefredaktion gestattet.