Luxusgeländewagen, made in Korea, sind auf dem besten Weg, die gesamte
Allradszene aufzumischen. Ihr Preis/Leistungsverhältnis ist geradezu
umwerfend.
Wie seinerzeit die Japaner zunächst durch die Hintertüre, anfänglich
in "Hinterhofgaragen", im Westen Fuss fassten, drängen die
Koreaner mit hochqualitativen, jedoch preislich konkurrenzlosen SUV's (Sport
Utility Vehicles) in ähnlicher Weise auf den Markt. Das Nachsehen werden
die etablierten Automobilhersteller haben, deren luxus-orientierte 4x4 in
teils astronomische Preisklassen vorgedrungen sind.
Genau genommen sind es drei koreanische Automarken, die nun - nach
einigen Jahren Anlaufzeit - mit ihren neuen Produkten den Markt überrennen:
SsangYong, Hyundai und KIA. SsangYong entfesselte mit dem MUSSO E32 und
seinem hochpferdigen Mercedes-Sechszylinder vor einigen Jahren das PS-Rennen
unter den geländetauglichen Luxus-4x4, Hyundai lancierte den Galloper als
Halbpreis-Pajero und KIA baute den grundsoliden, aber spielzeughaft
anmutenden "Sportage". So richtig gelang bisher keinem der drei
Hersteller der Durchbruch.
In diesem Jahr warten jedoch alle drei Automobilmarken mit Neuschöpfungen
auf. Neuschöpfungen, die eines sofort erkennen lassen: Die Koreaner haben
frappant schnell dazugelernt! Mangelhafte Fertigung, eine leidige
Begleiterscheinung der Anfangsjahre, ist zu einem Fremdwort geworden.
Qualitativ stehen die Koreaner heute ihren Konkurrenten in nichts nach. Nur
im Preis. Da sind sie wahrhaft konkurrenzlos.
Einzige Ausnahme hievon ist der neue SsangYong "Rexton". Die Marketingstrategen
bei SsangYong Motors huldigen offensichtlich nach wie vor der Ansicht,
"Powered by Mercedes" dürfe nicht als Billigprodukt verkauft
werden. Hyundai schuf mit dem "SantaFe" im letzten Jahr bereits
einen enormen Verkaufsrenner und doppelt nun mit dem grösseren
"Terracan" nach.
KIA brach völlig aus dem bisherigen Konzept aus und stellte einen in
allen Punkten neuen 4x4 namens "Sorento" auf die Räder. Im
Prinzip gleichen sich die drei neuen Koreaner auf (nicht ganz)
überraschende Weise. Das Design ist modern und trotzdem zeitlos, wobei die
"rundlichen" Formen nicht unbedingt jedermanns Geschmack
treffen.
Das charaktervollste Design weisen der Rexton und der Sorento auf, wobei
der Rexton als einziger der 4x4-Neulinge über sieben Sitzplätze verfügt.
Der KIA Sorento hat gemäss einer kleinen, von uns getätigten Meinungsumfrage
das markanteste und gefälligste "Gesicht", lies: Schnauze. Alle Koreaner
haben eine einteilige, nach oben öffnende Heckklappe - und nicht die
unpraktische, aus den USA stammende, zweiteilige Hecktüre.
Die drei Koreaner haben noch eines gemeinsam: Alle drei verfügen im
Gegensatz zu ihren meisten Konkurrenten über ein grundsolides Chassis. Nach
unserer Meinung ein "Muss" für diesen Automobiltyp. Dadurch ist
auch die Anhängevorrichtung - für meist an die drei Tonnen zugelassene
Anhängelast - problemlos und ohne zusätzliche Verstärkungen anzubringen.
Motorisierungen und Allradsysteme sind unterschiedlich. Permanent beim
Rexton und KIA mit elektronisch geregelter Zugkraftverteilung. Zuschaltbar
(Vorderachse) beim Hyundai. Im KIA-Sorento arbeitet als Novum bei den
Koreanern ein Vierzylinder Common-Rail-Turbodiesel von 2,5 Litern
Hubraum/140 PS. Damit ist er einerseits extrem sparsam, verfügt über ein
sattes Drehmoment, "nagelt" jedoch als sogenannter
"Hochdruckdiesel" in jedem Betriebszustand ein wenig. Nicht
störend, aber immerhin.
Den SsangYong gibt es in CH nur mit Automatengetriebe, Terracan und
Sorento wahlweise auch handgeschaltet. KIA und Hyundai bieten zusätzlich
Superluxusversionen an. Diese logischerweise ausschliesslich mit
Automatengetriebe (obwohl man sich bei der Basisversion schon fragt, was
denn noch an Luxus, Ausstattung und serienmässigem Zubehör hinzukommen
könnte. Ist eh schon alles vorhanden). KIA macht dem Käufer die Wahl noch
schwerer und hat einen 3,5 Liter-V6-Benziner mit 195 PS im Angebot.
Wie der Rexton weist auch der Sorento eine servounterstützte Zahnstangenlenkung
auf, die sehr stark übersetzt ist. Nur der Hyundai verfügt über eine
Kugelumlauflenkung. Eine Option für hartes Gelände, die verstauchte Daumen
verhindert. Obwohl alle drei Hersteller pedantisch auf der neuzeitlichen
Bezeichnung SUV bestehen (die Bezeichnung "Geländewagen" hat wohl
zu sehr den Aspekt eines Arbeitsgerätes bekommen - sind die drei
Luxus-Koreaner absolut geländetauglich.
Beim Sorento verbirgt sich sogar das Auspuff-Ende offroadgerecht
vor/unter der Stoßstange. Für den Verfasser eine absolute Neuheit, weil
kiesgefüllte Aus-puffenden zu den sonst üblichen Begleiterscheinungen bei
Extrem-Testfahrten gehören. Einzig die in Wagenfarbe lackierten
Stossstangen und Spoiler vertragen keine Bodenberührungen. Schon der
kleinste Kieselstein hinterlässt hässliche Kratzer im Lack.
Die Federung ist bei allen drei Marken sehr ähnlich ausgefallen. Einigen
mag sie zu straff vorkommen, erlaubt indessen hohe Zuladungen im
Heckbereich, ohne die Fahreigenschaften nachteilig zu beeinflussen. Dasselbe
dürfte auch für den Anhängerbetrieb zutreffen, wo weiche Federn das
Gespann schnell in eine Affenschaukel verwandeln.
Unser Test-KIA hatte allwettertaugliche Reifen aufgezogen, daher war bei
höheren Geschwindigkeiten - und auf regennassen Strassen - ein deutliches
Abrollgeräusch zu hören. Überraschend gutmütig zeigte sich der
Common-Rail Diesel, beschleunigte brav auch aus Niedrigstdrehzahlen. Vom
berüchtigten "Turboloch" war nichts zu spüren. Wir fuhren den
KIA Sorento mit einem Dieselverbrauch von sieben bis acht Litern. Also neben
dem niedrigen Kaufpreis auch noch extrem günstig im Betrieb.
Vergleichsweise bietet der KIA Sorento als Basismodell dem Käufer am
meisten. Allerdings sind die Preisunterschiede geradezu lächerlich gering.
Der Hyundai Terracan hat etwas mehr Dampf unter der (Diesel)Haube als der
KIA; der Rexton mit Mercedes Sechszylinder-Benziner-Powerpaket ohnehin.
Welchen Wagen wir bevorzugen würden? Nun - das müsste wohl ein in die Luft
geworfenes Fünffrankenstück entscheiden. Kopf = KIA Sorento, Zahl =
Hyundai Terracan, Münzenrand = SsangYong Rexton.
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Ein völlig neues Erscheinungsbild für Fahrzeuge aus dem Hause KIA. Der
Sorento 4x4 mit permanentem Allradantrieb wirkt speziell von vorne wuchtig
und gleichzeitig elegant.
SsangYong hat mit dem Rexton ebenfalls einen Neuling auf die Räder
gestellt. Allerdings ist er nicht nur im Kaufpreis eine Klasse höher, sogar
die Interieur-Farben sind je nach Wagenlack verschieden.
Rauhes Gelände kann dem Sorento problemlos zugemutet werden
Nur bei den Spoilern ist Vorsicht angezeigt. Schon kleinste
Bodenberührungen hinterlassen hässliche Kratzer im Wagenlack.
Dank dem unter der Stosstange geschützt verborgenen Auspuff-Endrohr sind
Steilhänge auch im Rückwärtsgang erklimmbar. Zumal so weniger
Bodenberührungen drohen.
Obwohl nicht als "Offroader" deklariert, kann er als "Geländewagen"
durchgehen.
Haufenweise Platz im Fahrzeuginnern. Der Armaturenbereich wirkt nicht
verspielt, sondern praxisbetont.
Was dem Betrachter einen V6-Motor vorgaukelt, ist lediglich die
Kunststoff-Abdeckung über dem Vierzylinder-Reihendiesel.
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