Segway PT i2 als „Motorfahrzeug“ in der Schweiz zugelassen

Ruedi Baumann

BPZ / Wer den Segway zum ersten Mal in Aktion sieht, glaubt seinen Augen nicht zu trauen. Nach allen Regeln der bisher bekannten Physik müsste der Fahrer sofort entweder auf dem Hintern, oder auf der Nase landen. Dies sogar im Stillstand. Tut er aber nicht. Der Segway scheint in gewisser Weise eine zur Realität gewordene Science-Fiction-Phantasie. Dass er trotzdem kein Alleskönner ist, das Fahren mit dem Zweirad gelernt sein will, zeigt die (sehr lesenswerte) pdf-Datei „German Riders-Guide“ am Schluss dieses Artikels.

Nach aufwendigen Tests erteilte das Bundesamt für Strassen dem Segway PT i2 die Strassentauglichkeit. Dies in der Kategorie Kleinmotorrad (Führerschein Kat. A1), im Volksmunde besser bekannt als „50-erli“. Ab sofort können beim Importeur motion tools GmbH Informationen für die Inverkehrssetzung des Segway PT i2 eingeholt werden.

In der Schweiz gilt der Segway PT i2 nun als Motorfahrzeug. In einem zweijährigen Prozess wurde die Strassentauglichkeit des Segway PT i2 ausgiebig getestet. Das Bundesamt für Strassen (ASTRA) hat auf Grund der sehr guten Testergebnisse den positiven Entscheid gefällt und den Segway PT i2 als Kleinmotorrad unter folgenden Bedingungen typengenehmigt:

  • Der Segway ist Positionsbeleuchtung vorne/hinten ausgestattet
  • Der original Segway-Parkständer ist erforderlich
  • Die Maximalgeschwindigkeit ist bei 15km/h limitiert
  • Das Tragen eines Helms ist nicht Pflicht, trotzdem empfiehlt dies der Schweizer Importeur

Momentan ist nur das Modell Segway PT i2 auf den Schweizer Strassen zugelassen. Der Importeur motion tools GmbH wird sich mit der Zulassung des Offroad Modells x2 und ev. auch den älteren Modellen in einem zweiten Schritt beschäftigen.

Segway Besitzer und Interessierte können sich über die Inverkehrssetzung des Segway beim Importeur informieren www.segway.ch

Segway Kurzinfo

Der Segway PT gelangte im 2001 mit guten Kommentaren in die Schlagzeilen und seither sind die Menschen immer von neuem erstaunt über ihn. Auf zwei Rädern gleitet das einachsige Fahrzeug dahin und ermöglicht eine mühelose, angenehme und umweltfreundliche Fahrt. Seit der Markteinführung des Segway PT wurden weltweit Zehntausende verkauft und mehr als 560 Polizeistationen und Sicherheits-Unternehmen setzten den Segway zur Unterstützung der täglichen Arbeit ein.

Als Dean Kamen den Segway Human Transporter (HT) in ABCs Sendung "Good Morning America" vorstellte, beschrieb er das Gerät als "das weltweit erste selbst balancierende Fortbewegungsmittel für Menschen". Betrachtet man das Gerät in Bewegung, versteht man, was er meint. Anders als ein Auto, hat der Segway nur zwei Räder - es sieht aus wie ein gewöhnlicher Handwagen - aber es ist in der Lage, selbständig aufrecht zu stehen.Um sich auf dem Segway HT vorwärts oder rückwärts zu bewegen, lehnt sich der Fahrer leicht nach vorne oder nach hinten. Um nach links oder rechts zu lenken, dreht der Fahrer einfach den Steuergriff nach links oder rechts.

Wie er funktioniert

Die Fähigkeit, selbständig das Gleichgewicht zu halten, ist die faszinierendste Eigenschaft am Segway HT und ist der Schlüssel zu seiner Bedienung. Um zu verstehen, wie dieses System funktioniert, ist es hilfreich, Kamens Modell für das Gerät zu betrachten - den menschlichen Körper.

Wenn man aufsteht und sich so weit nach vorne lehnt, dass man das Gleichgewicht verliert, fällt man in der Regel trotzdem nicht auf die Nase. Das Gehirn weiss, dass man nicht im Gleichgewicht ist, weil sich die Flüssigkeit im Innenohr bewegt hat, also veranlasst es einen, seinen Fuss vorwärts zu bewegen, um einen Sturz zu vermeiden. So lange man sich nach vorne lehnt, wird das Gehirn Fussbewegungen nach vorne ausläsen, um einen aufrecht zu halten. Statt zu fallen, geht man vorwärts, einen Schritt nach dem anderen.

Der Segway HT macht ziemlich genau dasselbe, mit dem Unterschied, dass er statt Füssen Räder hat, statt Muskeln einen Motor, eine Ansammlung von Mikroprozessoren statt einem Gehirn und eine Gruppe von ausgeklügelten Gleichgewichtssensoren anstelle des Gleichgewichtssinnes im Innenohr. Wie unser Gehirn, weiss der Segway, wann man sich nach vorne lehnt. Um das Gleichgewicht zu erhalten, bewegt er die Räder genau in der richtigen Geschwindigkeit und man bewegt sich vorwärts. Segway nennt dieses Verhalten "Dynamische Stabilisierung" und hat den einzigartigen Prozess patentiert, der dem Segway HT erlaubt, mit nur zwei Rädern das Gleichgewicht zu halten.

Gyroskope machen’s möglich

Im Grunde genommen ist der Segway HT eine Kombination aus Sensoren, einem Kontrollsystem und einem Motorsystem. In dieser Sektion betrachten wir jedes dieser Elemente. Das primäre Sensorsystem ist eine Gruppe von Gyroskopen. Ein Gyroskop ist ein sich innerhalb eines stabilen Rahmens drehendes Rad. Ein sich drehendes Objekt widersetzt sich Änderungen seiner Rotationsachse, weil sich entgegenwirkende Kräfte mit dem Objekt weiterbewegen. Wenn man beispielsweise auf einen Punkt an der Spitze eines sich drehenden Rades drückt, bewegt sich dieser Punkt zur Vorderseite des Rades weiter, während die darauf angewendete Kraft immer noch vorhanden ist. Während sich der Punkt der Krafteinwirkung weiterbewegt, wird diese Kraft auch an der gegenüberliegenden Seite des Rades angewandt - die Kraft balanciert sich selbst aus.

Wegen seines Widerstandes gegenüber äußerer Krafteinwirkung, behält ein Gyroskop seine Position im Raum bei (relativ zum Boden), auch wenn man es in eine Schieflage bringt. Dabei bewegt sich der Rahmen des Gyroskops aber frei im Raum. Wenn man die Position des sich drehenden Rades des Gyroskops im Verhältnis zur Position des Rahmens misst, kann ein präziser Sensor sowohl den Neigungswinkel eines Objektes (wie viel es gegenüber einer geraden Position geneigt ist) als auch die Neigungsgeschwindigkeit angeben.

Der Coriolis-Effekt

Ein konventionelles Gyroskop wäre in dieser Art Fahrzeug sperrig und schwierig zu warten, also erzielt der Segway HT denselben Effekt mit einem anderen Mechanismus. Segway HT’s benutzen einen speziellen Sensor der in einem fixen Winkel montiert wird und mit Einsatz von Silikon konstruiert wurde. Diese Art von Gyroskop bestimmt die Rotation eines Objektes durch die Anwendung des Coriolis Effekts auf einem sehr kleinen Maßstab. Einfach erklärt, handelt es sich beim Coriolis Effekt um die sichtbare Ablenkung eines bewegten Objektes im Verhältnis zu einem anderen Objekt. Zum Beispiel scheint sich ein Flugzeug zu drehen, obwohl es sich in gerader Linie fortbewegt, weil die Erde darunter rotiert.

Ein typisches fixes Silikon-Gyroskop besteht aus einer kleinen Silikonscheibe, die in einem Halterungsrahmen angebracht ist. Die Silikonteilchen werden durch einen elektrostatischen Stromfluss bewegt, der durch die Scheibe fliesst. Die Teilchen bewegen sich in einer bestimmten Art und Weise, wodurch die Scheibe in einer berechenbaren Frequenz zum Vibrieren gebracht wird. Wenn die Scheibe um ihre eigene Achse bewegt wird (das geschieht, wenn sich der Segway HT in dieser Ebene dreht) verschieben sich die Teilchen relativ zu ihr. Das verändert die Vibration und der Unterschied ist proportional zum Grad der Drehung. Das Gyroskopsystem misst den Unterschied in der Vibration und leitet diese Informationen weiter zum Computer. Auf diese Weise kann der Computer berechnen, wann sich der Segway HT um bestimmte Achsen dreht.

Fünf Gyroskop-Sensoren

Der Segway HT hat fünf Gyroskopsensoren, obwohl eigentlich nur drei benötigt werden, um die Vorwärts- und Rückwärtsneigung beziehungsweise die Neigung nach links oder rechts festzustellen. Die zusätzlichen Sensoren dienen der Redundanz, um das Fahrzeug zuverlässiger zu machen. Alle Informationen über den Neigungswinkel werden an das Gehirn des Fahrzeugs weitergeleitet. Das Gehirn besteht aus zwei elektronischen Schaltplatinen die jeweils mit einer Gruppe von Mikroprozessoren ausgestattet sind.

Der Segway HT enthält eine Vielzahl an Mikroprozessoren, die zusammengenommen in etwa der dreifachen Rechenleistung eines typischen PCs entsprechen. Das Fahrzeug benötigt diese Rechenleistung, weil es sehr exakte Korrekturen durchführen muss um das Gleichgewicht zu halten. Wenn eine Schaltplatine ausfällt, kann die andere alle Funktionen übernehmen. Das System kann den Fahrer über den Fehler informieren und kontrolliert deaktiviert werden.

Elektronik zuhauf

Die Mikroprozessoren werden von einer fortschrittlichen Software benutzt, die das Fahrzeug steuert. Dieses Programm überwacht alle Informationen die von den Gyroskopsensoren eintreffen und passt demgemäß die Geschwindigkeit einiger Elektromotoren an. Die Elektromotoren, die von zwei wieder aufladbaren Nickel-Metall-Hybrid (NiMH) versorgt werden, können jedes Rad unabhängig in verschiedenen Geschwindigkeiten bewegen.

Wenn das Fahrzeug nach vorne geneigt wird, bewegen die Motoren beide Räder vorwärts, um ein Umkippen zu verhindern. Wenn das Fahrzeug nach hinten geneigt wird, bewegen die Motoren beide Räder nach hinten. Wenn der Fahrer den Steuergriff betätigt, um nach links oder rechts zu wenden, bewegen die Motoren ein Rad schneller als das andere, oder bewegen die Räder in entgegengesetzte Richtungen, damit das Fahrzeug sich dreht.

Maximale Geschwindigkeit: 20 km/h
Nutzlast: max. 118 kg
Plattform: 63 x 63cm
Gewicht: 47,7 kg
Batterietyp: Lithium-ion
Reichweite: bis 35 km
Schlüssel: Kabelloser Infokey, mit Angabe über Geschwindigkeit, gefahrene km, Zeit, Antidiebstahl-Funktion
Einsatzbereich: Überwindung von kurzen Strecken, kleine Lastentransporte, gut geeignet für Outdoor
Preis: 8990,-- CHF (inkl. MwSt. und Transport)

>> German Riders-Guide

 

 

 


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