Transport der neuen Zürichseefähre durch die Stadt Zürich

Text und Bilder: Ruedi Baumann

In der Nacht von Montag/Dienstag, 7./8. April 2003, ca. ab 0030 Uhr, wurde die neue Zürichseefähre von Deutschland (Bodan-Werft, Kressbronn) kommend in acht getrennten Sektionen durch die Stadt Zürich nach Wollishofen zur dortigen ZSG-Werft überführt, wo sie gegen 0500 Uhr ihr vorläufiges Fahrziel erreichte. Die Autofähre wird gegen Ende dieses Sommers als fünfte Einheit in Betrieb gestellt, wodurch ein Sechs-Minutentakt bei der See-Überquerung ermöglicht wird.

BPZ/ Am Montag, 7. April 2003, ca. 2000 Uhr, starteten 7 Lastwagen mit Spezialtiefladern in Güttingen/Deutschland, um die in 9 Teile zerlegte neue 'Zürichseefähre 5' (Horgen-Meilen) im Konvoi nach Zürich-Wollishofen zu überführen. Auftragnehmer für den Strassentransport war die Firma Keller+Hess AG, Regensdorf.

Pünktlich um 00.30 Uhr begann der Konvoi die nicht unbedingt risikolose Fahrt durch Zürich. Aus verständlichen Gründen eskortierte ein Grossaufgebot von Motorrädern und Patrouillenfahrzeugen der Motorisierten Verkehrspolizei der Stadtpolizei Zürich den Transport nach Wollishofen. Vorgängige Abklärungen hatten ergeben, dass nur die Route Schöneichtunnel - Transit - Bucheggstrasse - Rosengartenstrasse - Hardbrücke - Sihlfeldstrasse - Weststrasse - Manessestrasse - Stauffacherquai - Stauffacherbrücke - Selnaustrasse - Stockerstrasse - Gene-ral-Guisan-Quai - General Wille-Strasse - Alfred Escher-Strasse - Werfthalle Zürichsee-Schifffahrtsgesellschaft, in Frage kam. Also ein ziemlicher Zickzackkurs. 

Probleme bereitete eigentlich nur das Maschinenteil mit einer Breite von 7.10 Metern. Aufgrund von Erfahrung mit früheren Transporten ähnlicher Art hatte der Verfasser grosse Bedenken, infolge zeitlicher Verzögerungen mit dem in den frühen Morgenstunden einsetzenden Berufsverkehr in Konflikt zu geraten. Die Vorahnungen erwiesen sich in der Folge (zum ersten Mal!) als unbegründet. 

Exakte planerische Vorarbeit der Transportfirma wie auch der Polizei (welche den Transportbeginn genau aus denselben Gründen auf 00.30 Uhr "vorverlegte") sorgten für ein überraschend zügiges Vorankommen. Aber oftmals ging es buchstäblich um Millimeter. Zahlreiche Verkehrsschilder und ähnliche kleine Hindernisse mussten während des Transportes demontiert, oder kurzerhand weggebogen werden. 

Der Fahrer des Spitzenfahrzeugs der Auftragnehmerfirma war jedoch ein wahrer Meister seines Faches und liess sich weder durch Geschrei am Funk noch durch hektische Winksignale des Hilfspersonals aus der Ruhe bringen. Er selbst redete kaum ein Wort, konzentrierte seine gesamte Aufmerksamkeit auf die Funk-Anweisungen seines Teams und manövrierte das "unhandliche" (verdammt scharfkantige) Teil mit fast unglaublicher Präzision durch Engpässe. 

Im späteren Verlauf trennte dann der Einsatzleiter der Motorisierten Stadtpolizei, Feldweibel German Walker, den Konvoi. Die weniger ausladenden Elemente wurden in einem für den Verkehr gesperrten Teilstück stationiert und die 7,10 Meter breite Sektion "Maschinenraum" separat nach Wollishofen eskortiert. So konnte er das gesamte Potential an Polizeifahrzeugen zur Absicherung dieses Einzelteils freimachen. Nach dessen Ankunft am Zielort erfolgte die Überführung der restlichen Sektionen auf einer geradlinigeren Route nach der ZSG-Werft.

In der ZSG-Werft wurden die Teile der Fähre mit einem Pneukran der Reihe nach abgeladen und provisorisch zusammengeschweisst. Am Mittwoch, 9. April 2003, war der Zusammenbau der verschiedenen Sektoren beendet. Die neue Autofähre hat ihre Wassertaufe jedoch bereits hinter sich. Wenn auch nicht in der endgültigen Form. Von der Bodan-Werft in Kressbronn überquerte sie nämlich den Bodensee (das schwere Maschinenteil auf Ledischiffen, die restlichen Sektionen mit der regulären Fähre). In Güttigen (TG) erfolgte dann der Umlad mit einem 300-Tonnen-Kran auf den Strassentransporter.

Die neue Fähre ist 56 Meter lang, 13 Meter breit und 11 Meter hoch. Das Gewicht des Schiffs beträgt rund 240 Tonnen. Insgesamt können damit 40 Personenwagen transportiert werden. Der Name des neuen Fährschiffs wird von der Betreibergesellschaft vorläufig noch geheimgehalten

 

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Mit klammen Fingern bei Minus 11 Grad war das Abschrauben von allerlei Hindernissen kein Vergnügen.

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Die weniger breiten Sektionen der Fähre werden "zwischengelagert".

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Ein Wunschtraum vieler Verkehrsteilnehmer: Weg mit den blöden Ampeln!

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Aber auch die sonst so nützlichen Strassentafeln zeigten plötzlich eine weniger praktische Seite

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Eine Autofähre auf der Strasse ist ziemlich unhandlich.

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Das breiteste Teil mit 7,10 Meter: Die Sektion Maschinenraum.

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Gottlob herrschte in dieser Nacht wenig Verkehr.

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Zu knapp. Bei der Brand- wache blieb der Transport wertvolle Minuten hängen.

 


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