Eigentlich könnte man beim Markennamen
"Bremach" auf ein deutsches, oder österreichisches Produkt schliessen. Falsch.
Seine Geburtsstätte liegt im italienischen Varese. BREMACH S.p.A. produziert
Allzweckfahrzeuge seit 1956! Obwohl der Bremach ein ausgesprochen eigenständiges
Erscheinungsbild spazieren führt, ist er dennoch kein "Exote" (mit all den
lästigen Begleiterscheinungen, wie komplizierte Ersatzteilbeschaffung und dergleichen).
Seine Fahrwerkskomponenten stammen mehrheitlich aus dem Hause Iveco, wodurch ein
Hauptproblem schon vom Tisch ist. Zudem sind viele Verschleissteile seitengleich, was die
Sache noch mehr vereinfacht.
Der Hauptunterschied zu seinen "Verwandten" derselben
Fahrzeugklasse besteht im Prinzip bei den Achsen. Der Bremach besitzt ganz normale, von
Parabelfedern geführte Starrachsen. Also weder Portalachsen, noch Ritzelantrieb, noch
Aussenplaneten, noch doppelte Rücksetzung bei den Achsdifferentialen. Motor ist ein
direkteingespritzter Iveco-Vierzylinder Turbodiesel - ohne Intercooler - von 2,8 lt
Hubraum und 103 PS. Mit mechanisch gesteuerter Verteilerpumpe, eine Seltenheit heutzutage.
Am Motor direkt angeflanscht ist ein Iveco-5-Gang-Schaltgetriebe mit Halbgängen. Das
Verteilergetriebe BK20 stammt von Bremach und ergibt mit drei Stellungen insgesamt 20
Vorwärtsgänge. Beim 4x4 (es gibt ihn auch als 4x2) ist der Allradantrieb bei voller
Fahrt zuschaltbar, die Untersetzungen dagegen nur im Stillstand. Der Bremach hat kein
Reversiergetriebe! Je nach Achsübersetzung und Reifendimension beträgt die
Höchstgeschwindigkeit bis ca. 135 km/h.Neue Modelle "Brick" und "Extreme"
Den Bremach mit der bisherigen Karosserieform sieht man in der Schweiz relativ oft
als Kommunalfahrzeug. Als Dreiseitenkipper, wie als Kombi mit Doppelkabine und Pritsche.
Wie der ältere (grosse) Unimog weist er eine ziemlich kantige Schnauze auf, welche die
Sicht vom Fahrerplatz auf Anbaugeräte und das zu befahrende Terrain einigermassen
einschränkt. Die neuen Modelle "Brick" und "Extreme" (Letzterer ist
der etwas grössere 5,5 Tonnen-Bruder mit 122 PS-Motor) bekamen neue
Karosserien/Fahrerhäuser mit sanft gerundeten, an den vorderen Eckpunkten
stromlinienförmig "eingedellten" Einbuchtungen. Die Sicht nach
vorne/unten/seitlich wurde dadurch erheblich verbessert. Zudem sieht es unheimlich elegant
aus.
Drei Scheibenwischer sorgen für optimale Sicht, auch bei
Schneeräumungsarbeiten. Sehr praxiskonform sind auch die Einstiege mit den drei
Treppenstufen (dort, wo man sie beim Ein-, hauptsächlich aber beim Ausstieg erwartet).
ISRI-Federsitz beim Fahrer ist Serie, beim Mitfahrer jedoch Option. Beeindruckend fand der
Verfasser die senkrecht öffnende Motorhaube (aus GFK) und die dadurch erzielte, extrem
gute Zugänglichkeit zum Motor und den diversen "Checkpoints".
Die - heute nicht mehr übliche - grosse Zahl von Schmiernippeln
(sogar die Türscharniere weisen Schmiernippel auf!) zeugt von ausgereiftem Praxisdenken
seiner Konstrukteure. Ob jedoch alle Bremach-Fahrer periodisch mit der Fettpresse dem
Fahrzeug zu Leibe rücken - und damit lästige und kostspielige Reparaturen vermeiden -
ist die andere Frage... Der (heute pensionierte) Betriebsleiter der LARAG Wil SG meinte
einmal zum Verfasser: "Es gibt nur zwei Arten von Lastwagenfahrern. Die eine
schmiert, die andere putzt. Beides gleichzeitig beisst sich." Für den Bremach,
beziehungsweise seine Benutzer, dürfte diese "Weisheit" wieder voll in Kraft
treten.
Überraschend rassig
Der erste Eindruck beim Fahren mit dem "Brick" 4x4 war, wie nicht anders
zu erwarten bei einem derartigen Fahrzeug, der eines ziemlich ruppigen Vehikels. Zwar
federn Parabelfedern - die Hinterachse weist ein leer nicht anliegendes Zusatzfederblatt
auf - wesentlich komfortabler als reine Blattfedern. Aber beim 3,5-Tonnen
"Brick" handelt es sich im Prinzip um ein 4,5 Tonnen-Fahrzeug, daher sind die
Federn (und das gesamte Fahrzeug) für ein höheres Gesamtgewicht ausgelegt, also
eigentlich "überdimensioniert". Das ist gar nicht schlecht, denn es erhöht die
Lebensdauer beträchtlich.
Die Kraftentfaltung des Iveco-Diesels überraschte total. Beim
brüsken Gasgeben aus Kurven heraus drehte regelmässig das kurveninnere Hinterrad auf dem
Asphalt durch. Eine saubere, auf die Motordrehzahlen perfekt abgestimmte Schaltung
ermöglichte ein unheimlich speditives Vorwärtskommen auch in extrem hügeligem Gelände.
Wie beim Teknocar vermissten wir beim Bremach ebenfalls eine verschleisslose Nutzbremse.
Gemäss Iveco verträgt der Motor keine Staudruckbremse. Schade.
Und bist du nicht willig, .....!
Beim brandneuen Fahrzeug geriet die Schalterei anfänglich etwas
"hakelig", oftmals musste beidhändig zugegriffen werden. Das Schalten der
Halbgänge, sowie auch der Untersetzung, wollte anfänglich überhaupt nicht gelingen.
Sowohl beim Halbgang wie bei der Reduktion war das Vorhaben lediglich vom Resultat
begleitet, überhaupt keinen Gang mehr im Eingriff zu haben. Als dann vom Schreibenden die
Hebeleien ziemlich brachial betätigt wurden, klappte es plötzlich einwandfrei.
"Einfahren" nennt man das wohl.... Das Umschalten von 4x2 in den 4x4-Modus
gelang einwandfrei. Mechanisch bedingt - kein Ausgleichdifferential im Verteilergetriebe -
musste zum Ausschalten des 4x4 entweder dem Gaspedal ein kurzer Tritt verpasst, oder die
Kupplung betätigt werden.
Aua!
Im Extremgelände schnitt der "Brick" weniger gut ab. Böschungswinkel
und Bauchfreiheit setzten keine (der sonst üblichen) Grenzen. Leider jedoch die durch den
weit vorne angeordneten Motor bewirkte Kopflastigkeit. Wahrscheinlich spielte auch das
Strassen-Reifenprofil unseres unbeladenen Testwagens eine Rolle, jedenfalls endeten
Steilfahrten erstaunlich bald mit kläglichem "Eingraben" der Antriebsräder.
Erst der allerletzte Geländetrick ohne zusätzliche Hilfsmittel,
Rückwärtsfahren bergauf im Strassengang und Vollgas, zeitigte Wirkung (ist jedoch nicht
unbedingt zur Nachahmung empfohlen). Unser Fahrzeug verfügte serienmässig über eine
elektrisch zuschaltbare, 100%-Hinterachssperre - für Extremeinsätze würden wir optional
den zusätzlichen Einbau einer Vorderachssperre (ca. 1000 Franken) dringend empfehlen.
Fazit:
Der Bremach ist ein durch und durch praxisorientiertes, fertiges Fahrzeug.
Solideste Bauweise und bewährte Komponenten ergeben (bei halbwegs sorgfältiger Pflege)
eine sehr hohe Lebensdauer. Dank eines ausgesprochen günstigen Kaufpreises - teure
Optionen sind kaum notwendig - eine gute Wertanlage für Kommunalbetriebe und dergleichen
also. Zumal er mit seiner Gesamtkonzeption für Anhängerbetrieb geradezu prädestiniert
ist. Die NATO-Zertifizierung des Bremach beseitigt nachhaltig alle Zweifel an seiner
Tauglichkeit. Dass er beispielsweise mit Doppelkabine und gedeckter Pritsche auch als
Privatfahrzeug unheimlich viel Spass vermitteln kann, müssen wie hier wohl nicht extra
erwähnen.
Das italienische, im grenznahen Varese ansässige Kleinunternehmen Bremach S.p.A. baut
seit 1956 in kleinen Stückzahlen äusserst geländegängige Spezialfahrzeuge und
Geräteträger für Kommunal- und Gewerbebetriebe, für die Armee und für waghalsige
Expeditionen bis ans Ende der Welt und zurück. Geliefert wird in über 20 Länder
weltweit, der Marktanteil in Italien beträgt 60%.
Die beiden neuesten Modelle"Extreme" und»Brick" können mit Einzel-,
Doppel- und Dreierkabine, oder mit Kastenaufbau von der LSVA-freien 3,5 t-Version bis hin
zum 5t-Lastwagen mit 2310 kg Nutziast und 8000 kg Zuggesamtgewicht bestellt werden. Neben
der umfassenden Serienausstattung sind allerlei nützliches Zubehör und viele
Anbaugeräte erhältlich.
Mit 100%-Differentialsperre sind beide Bremach leistungsfähige Arbeitstiere für alle
vier Jahreszeiten - auch an den unmöglichsten Orten.

Als Zugmaschine für Anhänger
erfüllt der Bremach alle Wünsche. |

Sogar eine elektrische
Kipper-Fernbedienung ist Serie. |

Das Antriebskonzept ähnelt
überraschend dem des ursprünglichen Unimog - allerdings ohne Portalachsen. |

Simple, und doch durchdachte
Achskonstruktion mit kräftig zupackenden Scheibenbremsen. |
|

Preisgünstiger
Vielkönner. Mit seiner neuen Kabine und der elegant geschwungenen Motorhaube sieht man
dem Bremach "Brick" 4x4 nicht unbedingt an, dass er ein unheimlich
praxisorientiertes Arbeitsgerät ist.

Mit Karacho
seitwärts in den Steilhang. Mangels vorderer Diffsperre endete das Experiment schon in
den Ansätzen kläglich. Das Erklettern von extremen Steilhängen zählt nicht unbedingt
zu seinen Stärken. Eine Vorderachs-Sperre (optional erhältlich) würde dieses Manko
erfolgreich beseitigen.

Wenn Blattfedern
an ihre Grenze gelangen. Zwar ergeben die Parabelfedern des Bremach einen im Vergleich zu
herkömmlichen Blattfedern höheren Fahrkomfort. Leider ist ziemlich rasch das Ende der
Verschränkung erreicht - und einzelne Räder heben ab.

Trotz eleganter
Karosserie wurden Böschungswinkel und dergleichen grösste Aufmerksamkeit geschenkt. Man
beachte auch den praxisgerechten Einstieg.

Keine sündhaft
teuren Achskonstruktionen, sondern simple, solide Starrachsen hinten und vorne.

Hier ist der
Bremach in seinem Element. Seine Abmessungen und Fähigkeiten machen ihn zum idealen
Forstfahrzeug.

Auch das Interieur lässt sich sehen (bloss der Tacho wird durch die Lenkradspeiche etwas
verdeckt). Alle Hebel in Griffnähe des Fahrers angeordnet. Sogar elektrische Fensterheber
hat er.

Gute
Zugänglichkeit zum Motor und den "Checkpoints" dank einer senkrecht öffnenden
Motorhaube. |