Beim Daewoo streikte bei Kilometerstand 10'009 plötzlich das
Gehirn des Wagens, das elektronische Steuergerät deutscher Herkunft.
Weiterhumpeln bis zur nächsten Vertretung mit vier anstelle von sechs Zylindern.
Ziemliches Erschrecken, als beim Erreichen des Zielortes die Auspuffrohre weiss glühten.
Auswechseln von Steuergerät und Katalysatoren (die waren infolge des in den Auspuff
geratenen, unverbrannten Kraftstoffes natürlich hinüber). Ausser diesen
erzwungenen Werkstattbesuchen und zum periodischen Service/Oelwechsel -
sahen die beiden Testlinge nie eine Autowerkstatt von innen, was ihrer Zuverlässigkeit
ein hervorragendes Zeugnis ausstellt. Glücklicherweise hatte der Verfasser Gelegenheit,
zwischenzeitlich auch die andern Familienmitglieder, den Musso E23 mit
Vierzylindermotor, den Musso mit Intercooler- Turbdiesel, sowie den Korando (ebenfalls mit
unterschiedlicher Motorisierung) ausgiebig zu fahren, was ihm inzwischen eine umfassende
Kenntnis der ganzen Flotte verschafft.
Augenfällige Details
Mit dem Verkauf von SsangYong an Daewoo war gleichzeitig ein
Modellwechsel verbunden, welcher sich nicht nur mit wesentlich günstigeren Preisen
manifestierte. Äusserlich fallen etliche Unterschiede zwischen dem vorherigen SsangYong
und jetzigen Daewoo Musso auf. Augenfälligstes Merkmal ist der Kühlergrill in Chrom.
Aber die ganze Front partie ab Windschutzscheibe ist neu konzipiert. So weist die
Motorhaube eine grössere Wölbung auf, wodurch der Wagen nicht nur grösser wirkt,
infolge der grösseren Distanz zu Motor und Kühler heizt sie sich auch weniger auf. Zudem
wurden die Lufteinlassöffnungen im Frontspoiler grösser.
Mehr Schein als sein
Polycarbonat-Scheinwerfer mit Higtech-Reflektoren ersetzen die
vormals schräggestellten Scheinwerfer mit Glaslinsen. Um eine allfällige Ueber hitzung
im Lampeninnern zu vermeiden, brennen bei Vollicht nunmehr Abblendlicht und Weitstrahler;
der zweite Glühwendel der H4 Halogen lampe Abblendung/Scheinwerfer besitzt keinen
Stromanschluss und bleibt daher funktionslos. Daher erfolgt beim Vorgängermodell eine
bessere Ausleuchtung der Strasse (bei Vollicht). Die voluminösen
Kunststoff-Seitenschürzen sind schmalen GFK-Seitenleisten gewichen, wodurch der Wagen
zierlicher wirkt, jedoch gegen Beschädigungen rücksichtslos geöffneter
Nachbar-Autotüren verletzlicher wurde. Auch die Heckpartie wurde dezent überarbeitet und
mit Heckleuchten versehen, die den Namen auch verdienen. Geblieben sind die riesigen
Nebel- Schlussleuchten (die beim nächtlichen Rückwärtsmanövrieren wesentlich
wirkungsvoller sind, als die weissen Rückfahrlampen). Man sollte sie jedoch im normalen
Fahrbetrieb nur bei wirklich dichter Nebelsuppe betätigen; die Dinger blenden
nachkommende Fahrzeuglenker fürchterlich.
Kleinigkeiten, aber...
Den Konstrukteuren gebührt ein kleines Kompliment. Etliche der
zwar nicht gravierenden, aber dennoch ärgerlichen Mängel wurden eliminiert. So erfuhren
beispielsweise die Bremszangen der Scheibenbremsen eine Verbesserung, wodurch nun die
Bremsen feiner dosierbar, aber entschlossener zupacken. Bei der Handbremse einer
ärgerliche Schwachstelle des vormaligen SsangYong - müssen auch Modifikationen Einzug
gehalten haben. Nicht nur ist sie um hundert Prozent wirkungsvoller geworden, sie wartet
nun auch nicht mehr mit plötzlicher Funktionslosigkeit auf.
Die vordem vielfach als zu
direkt empfundene Zahnstangenlenkung besticht neu durch eine feinere Untersetzung. Unter
den Geländekombis verfügt der Musso über den absolut grössten Stauraum. Nicht mehr so
bretthart wie vordem, sondern progressiv feiner abgestuft, erlauben die Federn noch immer
gewaltige Zuladungen. Das Gehoppel des Wagens im unbeladenen Zustand (und
Geklapper im Innenraum) wurde jedoch durch eine geänderte Feder- und Stossdämpferkennung
frappant gedämpft.
Bei der Instrumentierung hat man sich bezüglich Modifikationen stark
zurückgehalten. Einige Tasten sind hinzugekommen, andere weggelassen und die vormals
weissen Anzeigen leuchten nun in dezentem Grün. Eine Aussentemperaturanzeige erachtete
man offenbar im Gegensatz zu uns noch immer als überflüssig. Das etwas
billig wirkende Wurzelholz-Dekor ist einem nichtglänzenden Material in röterem Farbton
gewichen. Der zu knapp bemessene Treibstofftank (60 Liter) blieb ihm leider erhalten.
Dass
der Intervallschalter des Heckscheibenwischers einem etwas befremdlichen
Rationalisierungsdrang zum Opfer gefallen ist, hätts nicht gebraucht.
Ach..!
Trieb- und Fahrwerk wurden praktisch unverändert übernommen,
wodurch der E32 nach wie vor mit geradezu sensationellen Beschleunigungswerten aufwartet.
Im schweren Anhängerbetrieb sollte beim Automatengetriebe tunlichst von Hand die Gangwahl
beeinflusst werden. Der mechanische Automat bemerkt nämlich den Anhänger
nicht, wird bei Bergfahrt in Getriebestellung Drive immer langsamer, um dann
bei Kickdown im niedrigeren Gang wie mit einem Nachbrenner loszupreschen. Sobald die
Sollgeschwindigkeit erreicht ist, schaltet der Automat wieder hoch und das Spiel
beginnt von neuem. Der von Hand eingelegte 2. oder 3. Gang sorgt für Abhilfe. Dasselbe
gilt auch für Talfahrt, will man die Bremsen schonen.
Obwohl dem Motor ein neuer
Viscolüfter verpasst wurde (weniger Temperaturschwankungen), überrascht noch immer die
extrem kurze Aufwärmzeit nach dem Kaltstart. Allerdings dämpft der neue Lüfter die
Spurtfreudigkeit etwas, da er bei warmen Aussentemperaturen stets mitdreht. Sparsam im
Verbrauch, das kann hier auch angemerkt werden, ist der Mercedes-Sechszylindermotor des
Musso E32 nun wirklich nicht. Beschleunigungswerte von 0 auf 100 bei weit unter zehn
Sekunden mit einem mehr als zwei Tonnen schweren Wagen fressen logischerweise Energie.
Durch entsprechende Fahrweise lässt sich der Treibstoffverbrauch jedoch (etwas)
beeinflussen.
Geblieben ist dem Daewoo Musso die legendäre Zuverlässigkeit des
vormaligen SsangYong. Dass er nun zu wesentlich günstigeren Nettopreisen zu haben ist,
dürfte die Käufer der Vorgängermodelle ziemlich ärgern.
Eine Rose für den Diesel
Wer zügig vorankommen möchte, ohne stets den ebenfalls zügig
nach unten wandernden Zeiger der Treibstoffanzeige mit bangem Blick zu verfolgen, ist mit
dem 2,9 Liter Fünfzylinder-Vorkammer-Turbodiesel (mit Ladeluftkühler vor dem
Wasserkühler) besser bedient. Obwohl er im Vergleich zum Sechszylinder-Benziner mit rund
100 PS weniger Leistung aufwartet, überrascht er mit seinem bärenhaften Drehmoment. Das
subjektive Fahrempfinden bezüglich Beschleunigung ist mit dem PS-gewaltigen Benziner fast
identisch. Die (preisgünstigste) Version mit Handschaltung weist ein spürbares
Turboloch auf, wogegen das Automatengetriebe diese Unsitte sauber zu
kaschieren vermag. Das Spitzenmodell E32 verfügt über permanenten, der Vierzylinder-E23
(Benzin) und Fünfzylinder-TDi zuschaltbaren Allradantrieb (elektrisch, bei voller Fahrt
jederzeit zu- und abschaltbar).
Der Grosse und der Kleine
Musso und Korando verfügen über identische Antriebskomponenten,
also auch über drei unterschiedliche Motorisierungen, zuschaltbaren oder permanenten
Allradantrieb, Handschaltung oder Automatengetriebe. Der Musso als fünftüriger Kombi ist
der grosse Bruder. Den etwas kürzeren Korando gibt es nur in einer
dreitürigen Variante. Trotz seiner etwas knuddligen Karosserieform fährt
sich der Korando fast gediegener. Das liegt daran, dass Fahrer und Beifahrer infolge der
längeren Motorhaube und des kürzeren Radstandes ziemlich exakt in Fahrzeugmitte sitzen.
Der Korando hat einen militärischen Bruder, den jeep-ähnlichen Daewoo Military
Lightweight 4x4 OM662/M161 E23. (Insider dürften unschwer bei der Typenbezeichnung
OM die Mercedes-Handschrift erkennen).
Es erstaunt einigermassen angesichts nicht eben sensationeller
Verkaufszahlen, dass dennoch reichlich Zubehör erhältlich ist. Nicht beim
Generalimporteur, sondern im Zubehörhandel. Die Delta 4x4-Sternfelgen auf unserem Daewoo
Musso stammen beispielsweise von Auto-Stieger in 8600 Dübendorf (Tel. 01 / 820 35 35, Fax
01 / 820, E-Mail info@autostieger.ch) und die dazu passenden Breitreifen von
Bridgestone/Firestone Schweiz. Der bekannte Geländewagen- Ausrüster Casty Off-Road in
7014 Trin (Tel. 081 / 635 11 69, Fax 081 / 635 16 61) führt ein grosses Sortiment
Original-Zubehör sowohl für SsangYong, wie auch für Daewoo Musso und Korando-Modelle.
Diverse Frontschutzbügel, Trittbretter, Heckbügel, Differentialsperren und wunderschöne
Innen-Dekors in Wurzelholz, Carbon, Titan, Mahagoni und Alu-Design figurieren im Angebot.
Sogar Zyklonfilter und Safari-Schnorchel gibt es. Nebst einer Vielzahl von Stahl- und
Alufelgen. Aeusserst preiswert sogar. |
Augenfälligstes Merkmal des neuen MUSSO ist der Daewoo-Kühlergrill
in Chrom
Noch immer unverkennbar
MUSSO-Silhouette - dennoch haben etliche Änderungen Einzug gehalten.
Das kraftvolle Herz des E32, der PS-gewaltige Reihensechszylinder von Mercedes mit
Resonanzaufladung
Noch kein Chromzierat schmückte den Vorgänger
Das Aussehen ist gediegener geworden
SsangYong: seitliche Kunststoffabdeckungen
Seitlich nur mehr schmale Zierstreifen
Polycarbonat-Scheinwerfer ersetzen die alten Gläser
Die Delta 4x4-Sternfelgen sind optional
Original nur beim E32 die neuen Lochfelgen
Der hochgeländegängige Korando hat ein militärisches Aequivalent
Und so heisst er
Ansicht vom Heck
Die Zivilversion E32 gibt es auch mit dem Wahnsinns- Sechszylinder |